Laurens Zimmer

Lauren öffnete ein Fenster und es kam ein ganzer Schwall frischer Luft herein und vermischte sich mit dem Gestank, der dadurch erträglicher wurde.
"Wir spielen nicht Aros Laufburschen", antwortete Demetri ein wenig beleidigt. "Ja, was machen wir den ganzen Tag? Die gleichen Dinge, die jeder tut, nehme ich an. Jagen, miteinander reden, Bücher lesen, hinaus gehen, sofern das möglich ist..." Er grinste, als er die nächsten Worte aussprach und beobachtete genau ihre Reaktion. "Menschen töten, Vampire festnehmen und töten, herumreisen, um Leute und Vampire zu töten. Reicht das?"
Sie hatte ihn sicher gefragt, weil sie mit ihrer Langeweile nicht umgehen konnte und Beschäftigung suchte.
"Da ich annehme, dass ich dich für das meiste davon nicht begeistern konnte, wie wäre es, wenn du ein paar Bücher liest?" Sie würde ja noch eine ziemliche Weile hier festsitzen, von daher würde es sicher nicht schaden, wenn man ihr ein paar Bücher oder Zeitschriften bringen würde.

Will er mich jetzt erschrecken oder was? Unbeeindruckt schaute sie ihn an.
"Ich hab die kleine Bibliothek da drüben schon gesehen. Das ist wieder etwas, dass ich nicht verstehe: angeblich seid ihr doch dafür da um zu verhindern, dass die Menschen etwas über die Vampire erfahren, wie besorgt ihr euch dann etwas zu essen? Lockt ihr die Menschen in eine Gasse und dann ... naja, du weißt schon." Lauren schlug ihre Zähne aufeinander, so als ob sie jemanden beißen würde.

Es war wirklich schon beinahe süß, wie Lauren es umschrieb, wie ein Vampir einen Menschen tötete. Das war so typisch für die Menschen, dass sie solche Dinge nicht frei heraus aussprachen.
Er lachte. "So ähnlich, ja. Wir fallen die Menschen zumindest nicht mitten auf dem Marktplatz an, sondern bevorzugen unseren Frei-Haus-Lieferservice, der hoffentlich demnächst auch da sein wird, Aro wartet schon ungeduldig."
"Reichen dir die Bücher nicht zum Zeitvertreib? Was macht ihr Menschen denn so den ganzen Tag über außer schlafen?"

Der hält sich wohl für witzig.
"Was soll die Frage? Du warst selbst ein Mensch. Und ich weiß nicht, was man den ganzen Tag machen soll. Sonst würde ich mich nicht langweilen." Was ich wohl früher so gemacht habe? Bestimmt hatte ich ein langweiliges, durchschnittliches Leben.
"Ach und man kann nicht den ganzen Tag nur lesen. Auch wenn das eine nette Vorstellung wäre."
Lauren schaute sich ihr Handgelenk an, genauer gesagt ihre Handschlagader. Wieso Vampire wohl ausgerechnet Blut trinken. Das muss doch furchtbar schmecken ... o-oder? Sie schob den Gedanken bei Seite und schaute aus dem Fenster.

Jetzt ist sie wohl beleidigt, dachte Demetri belustigt. Dieses Mädchen war so lustig und wirklich mal eine Abwechslung. Aro musste sie auf jeden Fall behalten, sie sorgte wirklich für Unterhaltung.
Ihm entging nicht, dass sie auf ihren Arm starrte, aber ganz schlau wurde er aus diesem Blick nicht. Was ist jetzt wieder los?, überlegte er.
"Wenn dir langweilig ist, kannst du Gianna ja bei dem helfen, was auch immer sie den ganzen Tag über tut. Sie ist auch ein Mensch", fügte er hinzu. "Hast du sie schon kennen gelernt?"

"Ja, hab ich. Sie hat mir die neuen Sachen gebracht. Aber ich glaube das geht nicht. Ich darf doch das Zimmer nicht verlassen, schon vergessen? Außerdem ist sie etwas merkwürdig. Sie nannte mich ... Miss." Bei dem Gedanken verzog sie etwas das Gesicht. Wieso behandeln sie ein Versuchskaninchen so höflich? Haben sie etwa angst das ich sie bei Aro anschwärze? "Wieso sprichst du mich eigentlich nicht mit Miss an." Sie schaute wieder zu Demetri und lächelte wieder.

Demetri zog eine Augenbraue hoch und sah Lauren abschätzend an. "Verzeiht, Miss, daran habe ich noch gar nicht gedacht", antwortete er sarkastisch. Warum hat Gianna Lauren Miss genannt? Da habe ich wohl irgendwas nicht mitbekommen. Für wen hält sie dieses Mädchen?
"Warum nennst du mich nicht Sir?", fragte er zurück und wartete auf Laurens Antwort.

Jetzt musste Lauren richtig lachen. "Warum sollte ich?" Sie fuhr sich durch die Haare und versuchte ein weiteres Kichern zu unterdrücken. "Das war nur ein kleiner Scherz, hör bitte auf damit. Ich hab schon nicht verstanden warum sie das gemacht hat."
Plötzlich hatte sie eine Idee und schaute wieder aus dem Fenster. "Sag mal, was würdest du tun wenn ich ..." sie sprang vom Bett auf und ging ans Fenster.
"... wenn ich aus dem Fenster springen würde? Wenn ich sterbe, wärst du ja wohl schuld daran. Immerhin bist du momentan mein ... Wachhund." Sie zog das letzte Wort in die Länge um Demetri etwas zu ärgern.

Lauren sprang vom Bett und ging zum Fenster. Sie sah ihn so herausfordernd an, dass Demetri lachen musste.
"So schnell wärst du nicht, meine Liebe! Mach dir keine falschen Hoffnungen!" Sie versuchte, ihn zu ärgern, das war ihm klar. Er ging auf ihr Spielchen ein und ging schneller als menschliche Augen es wahrnehmen könnten, zum Fenster hinüber, umfasste ihre Hüfte und setzte sie zurück aufs Bett.
"Siehst du?", meinte er dann triumphierend. "Du kommst gegen deinen Wachhund einfach nicht an." Er lachte. "Falls du doch die Chance hättest, aus dem Fenster zu springen, würde Aro mich wohl vierteilen."

Wuff. Noch bevor sie blinzeln konnte, saß sie wieder auf dem Bett. "Spielverderber ... hast du so eine große Angst vor Aro?"
Das werde ich wohl nie verstehen. "Und was ist, wenn ich mich jetzt verletzen würde? Du sagtest du magst meinen Geruch nicht, fällst du trotzdem über mich her?" sie flüsterte nur noch.

Demetri sog ein wenig Luft ein und hielt dann automatisch den Atem an. "Ich... kann da für nichts garantieren, also lass den Blödsinn lieber!", murmelte Demetri und wandte den Blick ab. Legte sie es so sehr darauf an zu sterben oder wollte sie ihn so gerne in Schwierigkeiten bringen? Was erwartete sie denn von ihm?
Er ging hinüber, setzte sich zu ihr aufs Bett und hielt ihre Handgelenke vorsichtig fest, sodass sie gar nicht in der Lage war, sich zu verletzen. Sein Blick war fest auf den ihren gerichtet. "Du willst Aro unbedingt wütend erleben, oder?", fragte er sie leise.

"Naja, es wäre sicher interes-" Plötzlich wurden ihre Schmerzen stärker. Zuerst dachte sie es käme von Demetris eiskalter Berührung, doch die Übelkeit wurde auch schlimmer. ((Mal davon abgesehen, dass es keinen Sinn ergeben würde ^^))
Sie befreite sich mit Leichtigkeit aus Demetris Griff und hielt sich mit einer Hand den Mund zu. Natürlich Lauren, das wird dir bestimmt gegen die Übelkeit helfen! Sie sprang vom Bett und lief ins Badezimmer. "Wehe du-" Sie beugte sich über die Toilette. "Wehe wenn du rein kommst!" Das war das letzte was sie sagen konnte. Lauren übergab sich bis ihr Magen leer war.
Als sie sich halbwegs besser fühlte, stand sie auf und ging zum Waschbecken. Sie versuchte sich den widerlichen Geschmack aus dem Mund zu kriegen. "Eklig."
Ihre Beine gaben wieder nach und sie sackte auf den Boden. "Ich kann nicht mehr aufstehen." Lauren wusste, das Demetri selbst dieses leise Flüstern hören konnte, aber ob er ihr auch helfen würde, ist eine andere Frage.

Er konnte die Geräusche aus dem Bad bis zu seinem Platz auf Laurens Bett gut hören und verzog das Gesicht. Das war ja widerlich, so typisch menschlich. Ganz sicher würde er ihr nicht hinterher laufen und ihr dabei zusehen wollen, da brauchte sie sich keine Sorgen machen. Er kannte sich mit diesen Dingen auch zu wenig aus. Brauchte sie dabei vielleicht Hilfe? Aber ihre Bitte - nein, das war schon keine Bitte mehr gewesen, das hatte schon an eine Drohung gegrenzt - war eindeutig. Er grinste über den Gedanken. Was würde sie wohl tun, wenn er doch einfach reingehen würde?
Er hörte nach einer Weile ihre Schritte und Geräusche des Wasserhahns. Dann horchte er plötzlich auf. War sie gerade hingefallen? "Lauren, alles okay bei dir?", rief er sicherheitshalber, auch wenn er wusste, dass sie ihm gleich wieder eine pampige Antwort geben würde.
"Ich kann nicht mehr aufstehen", hörte er sie leise sagen. Was ist nur los mit diesem Mädchen?, dachte er. Vielleicht sollte er Aro über ihre Zustand informieren? Zuerst sollte ich sie da rausholen.
Er ging hinüber zum Bad und öffnete die Türe. Sie saß auf dem Boden und er beugte sich hinunter, schlang seine Arme wortlos um ihren Körper und hob sie hoch, um sie zurück zum Bett zu tragen. "Was ist los?", fragte er sie schließlich. Eine ganz normale Verwandlung ist das sicher nicht...

Demetri legte Lauren vorsichtig auf das Bett. "Ein netter Vampir. Ich frage mich, was ich in meinem Leben Gutes getan habe, um das zu verdienen." flüsterte sie, immer noch etwas schwach und verkroch sich unter die Decke.
"Ich hab so schrecklichen Durst."

Demetri war sich nicht ganz sicher, ob Laurens Aussage sarkastisch gemeint gewesen war, daher ging er nicht weiter darauf ein. "Wann hast du zum letzten Mal etwas getrunken?", fragte er sie stattdessen.
Menschen mussten viel trinken. Wenn sie schon lange nichts mehr getrunken hatte, dann war das wohl der Grund für ihren Zusammenbruch. Hmmm... wo bringe ich jetzt etwas zu trinken für sie her?, überlegte er. Er konnte ein wenig Wasser aus dem Bad holen, wenn das okay wäre für sie. "Soll ich dir etwas zu trinken holen?"

"Ich weiß nicht ob das etwas bringt. Hab doch gerade erst getrunken." Doch bevor sie zu ende sprechen konnte, hatte Demetri ihr bereits ein Glas Wasser gebracht. Lauren schaute ihn einen Moment trotzig an, nahm aber das Glas. "Danke."
Sie trank es hastig aus, doch es half nichts. "Wenn du willst, kannst du ruhig gehen. Mit mir wirst du hier nicht mehr viel Spaß haben. Ich verspreche auch nichts anzustellen." Wie oft ich das wohl schon gesagt hab? Lauren legte ihren Kopf auf ein Kissen und seufzte leise. "Ich gehöre bestimmt zu den langweiligsten Menschen die du kennst. Falls du überhaupt welch kennst."

Demetri dachte darüber nach, ob er Aro vielleicht wirklich Bescheid geben sollte. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte, wenn Lauren jetzt sterben würde. Aber Aro hatte so geklungen, als wolle erst mal seine Ruhe haben und außerdem musste er diese blöde Situation mit Jane noch regeln.
Er hörte, das Felix auf dem Weg hierher war, aber der würde auch keine große Hilfe sein. Eher im Gegenteil. Was dachte sich Aro nur dabei, Felix als Bewacher für Lauren abzustellen? Das ist Aros Entscheidung, nicht deine..., rief er sich selbst zur Ordnung.
Lauren lag total erledigt in ihrem Bett und kuschelte sich in ihr Kissen. "Du bist mit Abstand der interessanteste Mensch, den ich jemals getroffen habe", korrigierte er ihre Aussage. Wenn Lauren etwas nicht war, dann war das langweilig... "Vielleicht solltest du ein wenig schlafen. Schlaf hilft Menschen, damit sie wieder fit werden."

"Nein, Schlaf ist nicht gut. Überhauptnicht. Jedesmal wenn ich aufwache, wird meine Situation schlimmer. Ich wache auf und spiele den Kauknochen für einen überdimensionalen Hund. Ich wache auf und bin im Krankenhaus. Ich wache auf und ich bin hier." Und jedes Mal sind mehr Vampire da. Das ist auch nicht besonders toll.
"Verstehst du, warum Schlaf für mich keine gute Idee ist?" Lauren drehte sich auf den Rücken, so dass sie den Raum überblicken konnte. Man, hab ich einen Hang zur Dramatik!

"Du wusstest doch, dass du hier wieder aufwachen würdest", antwortete Demetri, der gar nicht anders konnte und über ihre dramatischen Ausführungen lachen musste. "Und Hunde gibt es hier auch keine, schon gar keine überdimensionalen. Caius ist kein besonderer Fan von Hunden aller Art." Das war sogar noch ein wenig untertrieben. Caius hasste Hunde aller Art, besonders Werwölfe, auf die Lauren ja anspielte.
Er sah Lauren amüsiert an. "Und was ist dein Plan? Willst du nie wieder einschlafen? Ich würde jede Wette mit dir eingehen, dass du spätestens in zwei Stunden tief und fest schläfst."

"Weißt du, ich mochte Hunde schon immer. Sie mochten mich. Und ich liebe Wölfe. War schon immer so. Und merkwürdigerweise tu ich es immer noch." So wie es aussieht, werde ich selbst bald ein Werwolf, warum sollte ich mich selbst hassen? "Und warum sollte ich schlafen? Vampire schlafen doch auch nicht. Warte es nur ab, die Wette verlierst du."
Guter Zeitpunkt um mit dem Kaffeetrinken anzufangen. "Habt ihr noch etwas zu trinken? Ich mein außer Wasser?"

"Du bist aber kein Vampir, du bist ein Mensch. Und Menschen schlafen", wies Demetri sie hin. Diese Wette würde er mit Sicherheit nicht verlieren. "Ich denke nicht, dass wir was anderes zu trinken haben. Vampire trinken schließlich nicht. Noch so eine menschliche Schwäche." Er zwinkerte ihr zu. "Aber Gianna kann Ihnen was besorgen, wenn Sie etwas anderes trinken wollen, Miss."

Ich bin kein Mensch. Wenn ich ein Mensch wäre, würde ich nicht hier sitzen und Interview mit einem Vampir nachspielen.
"Du bist nicht halb so witzig wie du denkst, Signore." Noch eine Schwäche der Menschen, sie lügen.
"Außerdem solltest du dieses Gefühl kennen, wenn man bedenkt, was du bist." Um nicht einzuschlafen, setzte Lauren sich auf.
"Wie kommt es eigentlich, dass Gianna noch lebt? Lasst ihr euer Essen immer für euch arbeiten?"

Er setzte sich auf den Rand von Laurens Bett. Nicht, weil es nötig gewesen wäre, das Stehen war ihm nicht unbequem, aber so war es besser, sich zu unterhalten.
"Wenn du denkst, dass du dasselbe Durstgefühl hast wie ich es kenne, dann lasse ich dir gerne einen Menschen besorgen, um es zu stillen." Ich frage mich, ob sie das aus der Fassung bringen würde. Wahrscheinlich würde sie aufstehen, diesen armen Kerl töten, sein Blut versuchen und wieder ins Bett liegen, als wäre nichts gewesen...
"Gianna lebt deshalb noch, weil sie uns nützlich ist. Sie ist ganz brauchbar, wenn es darum geht, kleine verwöhnte Mädchen zu versorgen, die ihr Zimmer nicht verlassen dürfen. Und wenn wir sie nicht mehr brauchen, dann..." Er machte eine wegwerfende Handbewegung. "Dann wird sie eben doch noch als Hauptspeise von jemandem hier enden."

~ auf dem Weg zu Laurens Zimmer, lauschend ~

Felix war immer kurz innehaltend und lauschend auf dem Weg zu Lauren's Zimmer. Hm, was mich wohl erwartet? dachte er währenddessen. Ach schau'n wir mal, wird schon nichts besonderes sein. Ein neues Spielzeug für Aro eben...

Lauren ignorierte seine Bemerkungen über die Hauptspeise. Es könnte schließlich auch ihr Ende sein.
"Ich würde gerne eines dieser Mädchen kennen lernen. Vielleicht können die mir ja Gesellschaft leisten." Sie nahm eines der Kissen die hinter ihr lagen. Wie schnell sind eigentlich seine Reflexe? Vorhin hatte er mich ja schnell vom Fenster weggeholt.
"Du weißt schon, dass da jemand vor der Tür steht?" Als Demetri seinen Kopf zur Tür drehte, warf Lauren das Kissen so fest sie konnte.