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Thema: Rising Fairytale - von Saani Di Jun 02, 2009 12:45 pm
So, hier gehts mal zu meiner FF... Sie hat nichts mit Vampiren zutun, aber es geht trotzdem um Fantasy. Vielleicht findet sich hier ja auch der ein oder andere Leser dem es gefällt. :-* Viel Spaß beim lesen.
„Amby wir ziehen um…“ sagte meine Mum plötzlich. Jetzt weiß ich auch endlich, warum sie den ganzen Tag so still war. Meine Mum war eigentlich die reinste Plaudertasche, nur wenn es um was Wichtiges ging brachte sie kein Wort über die Lippen. Wir ziehen also um. Das überraschte mich nicht wirklich. Es war nicht das erste Mal. Wir zogen so ziemlich alle 2 Jahre in eine neue Stadt, also genau dann wenn man sich gerade eingelebt hatte. Ich bemühte mich gar nicht mehr mich an irgendwas zu gewöhnen. Ich hatte auch so gut wie keine Freunde, ich hatte nämlich keine Lust mir Freunde zu suchen, die ich in ein paar Monaten wieder verlassen musste. Erst jetzt viel mir auf, das meine Mum immer noch still war. Da war doch noch was. „Mum?“ fragte ich und sah sie prüfend an. Sie hatte schulterlange, schwarze Haare und glänzende, schwarze Augen. Sie war wirklich schön, schade eigentlich das ich so wenig von ihr geerbt hatte. Ich sah ihr nicht wirklich ähnlich. Ich glich mehr meinem Vater. Braune Haare, graue Augen und eine Haut hell als wäre ich schon lange tot. Danke Papa. „Wir ziehen nach Irland.“ sagte meine Mum und sah von ihrer Müslischale auf. Irland?! Was geht ihr denn jetzt durch den Kopf. Von New York nach Irland? Mein Mund blieb offen stehen. Das konnte nicht ihr Ernst sein. „Ich weiß ja, dass es dir in großen Städten besser gefällt, aber wir können es ja mal probieren…und wenn es doch nichts für uns ist ziehen wir halt wieder um. Komm schon Spätzchen…das wird toll…“ versuchte sie mich zu überreden, nahm meine Hand und lächelte mich an. Ich legte meine Gabel weg und zog die andere Hand unter ihrer weg. „Na schön… aber kannst du mir wenigstens den Grund nennen?“ „Ich hab dort einen Job bekommen… als Reporterin…ist das nicht toll?“ Ja, super. Das hält sie vielleicht ne Woche durch und dann wird sie wieder rausgeschmissen, wie bei jedem ihrer Jobs. Sie traut sich manchmal einfach zu viel zu. Ich frag mich warum sie überhaupt noch eingestellt wird. „Du hast doch gar keine Ahnung von Irland…“ sagte ich trocken. „Die Hauptstadt ist Edinburgh oder?“ „Dublin…Edinburgh ist die Hauptstadt von Schottland.“ „Oh…ja richtig. Ist ja auch egal… ich kann ja ein bisschen recherchieren und dann lern ich es halt auswendig…so wie Vokabeln.“ Klar…mach ruhig…solange du mich nicht mit einbeziehst. „Wo ziehen wir überhaupt genau hin?“ „Oh warte…wie hieß es noch… Castlebar…“ Amber Bellingham aus Castlebar. Wow, ich find es jetzt schon schrecklich wenn ich es nur höre. Ich nahm meine Gabel wieder in die Hand und stopfte mir schnell noch was von meinem Rührei rein, bevor ich noch anfing zu würgen. „Wann fahren wir?“ murmelte ich kauend. „Übermorgen..“ Ich verschluckte mich und musste kräftig husten. Mir war die Hälfte vom Rührei im Hals steckengeblieben. „Übermorgen?“ fragte ich entsetzt. Sie seufzte. „Ja…da geht unser Flieger. Ich hab dich bei der Schule schon abgemeldet und deine Sachen abgeholt.“ Ich konnte nichts anderes wie sie einfach nur anzustarren. Jetzt musste ich also zwei Tage lang zu Hause rum sitzen und darauf warten umzuziehen. „Och Schatz, so schlimm ist das doch alles gar nicht. Sieh doch mal die positiven Seiten. Wir können noch mal ganz neu anfangen…“ Oh ja, als hätten wir das noch nicht oft genug gemacht. Und dann wundert sie sich, warum ich mit 17 noch keinen Freund hatte. „Klar…wir können neu anfangen… als irische Kobolde. Ich kauf mir schon mal nen grünen Anzug.“ sagte ich sarkastisch und stand auf. Ich nahm meinen Teller, ging in die Küche und ließ Wasser in die Spüle laufen um ihn abzuwaschen. Aus den Augenwinkeln sah ich wie Mum aufstand und mir hinterher lief. Ihr pinker Rock stach sich mit dem rot ihrer Schuhe, aber bei ihrem dunklen Teint viel das keinem sonderlich auf. Sie sah einfach toll aus, egal was sie trug. „Ich weiß ja, dass du dich nicht sonderlich freust, aber kannst du nicht wenigstens so tun? Für mich?“ Ich warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu und drehte den Wasserhahn ab. „Also nicht… na gut…“ murmelte sie. „Ich geh die Bücher zur Bibliothek bringen. Wär toll wenn du den Rest mit abspülst. Bin gleich wieder da.“ sagte sie, drückte mir einen Kuss aufs Haar und ging. Als ich hörte wie die Tür wieder ins Schloss viel atmete ich erleichtert auf. Ich war meiner Mum wirklich dankbar für das was sie für mich tat, aber ich konnte zum besten Willen nicht so tun als ob ich mich darauf freuen würde nach Irland zu ziehen.
Zuletzt von Jacob Black am Di Jun 02, 2009 4:30 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Saani ~Grafiker~
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Thema: Re: Rising Fairytale - von Saani Di Jun 02, 2009 4:29 pm
Ich machte schnell den Abwasch, ließ das Wasser ablaufen und ging zurück ins Wohnzimmer. Unsere Wohnung war ziemlich klein und chaotisch. Genau Mum’s Geschmack. Meine Mum war sowieso ein wenig durchgeknallt. Sie war wie ein kleines Kind. Verspielt, leichtsinnig und quietschbunt. Ich war noch nie in Mexiko, aber wenn dort alle so sind wie meine Mum würde ich dort auch nicht hin wollen. Meine Mum wurde in Mexiko geboren, das sah man ihr auch an. Mein Vater kam aus Tennessee ich hab ihn nur ein einziges Mal gesehen. Da hatte ich ihn für ein halbes Jahr besucht. Ich war 5 Jahre alt und kann mich heute kaum noch daran erinnern. Das Klingeln des Telefons riss mich aus den Gedanken. „Bellingham?“, fragte ich in den Hörer. „Hi Amber ist Judy da?“, fragte eine bekannte Stimme. Das war Cathy, eine gute Freundin von meiner Mum sie wohnte irgendwo in Utah. Wir hatten mal dort gewohnt, aber das ist schon lange her. Seitdem haben wir sicher schon in zehn anderen Städten gewohnt. „Nein, sie ist zur Bibliothek. Soll ich ihr was ausrichten?“ „Ach nein, schon gut…ich ruf später noch mal an.“, sagte sie und legte auf. Seufzend legte ich das Telefon zurück und fing an ein bisschen aufzuräumen. Als ich der Meinung war, dass es wieder einigermaßen gut aussah ging ich in mein Zimmer. Dort lag ein Koffer auf meinem Bett, was so viel hieß wie: „Bitte Amber, kannst schon mal alles einpacken.“ Ich hatte mich schon so darauf eingestellt ständig den Wohnort zu wechseln, dass ich kaum noch eigene Sachen hatte. Deswegen hatte ich auch wenig einzupacken. Meine wenigen Klamotten, ein paar Bücher, meinen Laptop, eine Kulturtasche mit Bürste, Zahnputzzeug, Duschgel und Shampoo, ein großes Handtuch und mein Tagebuch. „Tja, das war’s New York. Jetzt geht’s nach Castlebar.“, sagte ich zu mir selbst und setzte mich seufzend neben meinen Koffer auf mein Bett. Einen kleinen Rucksack hatte ich noch. Er war ockerfarben und sah schon ziemlich mitgenommen aus. In ihn hatte ich meinen Mp3-Player, eine Jacke und ein Foto eingepackt, auf dem ich zu sehen war zusammen mit Mum und Dad. Ich liebte dieses Foto. Darauf sahen wir alle so glücklich aus. Ich sah mir das Bild etwas genauer an. Meine Mum passte überhaupt nicht ins Bild. Sie sah so anders aus als Dad und ich. Ich steckte das Bild zurück in meinen Rucksack und holte noch mal meinen Laptop aus dem Koffer. Ich verbrachte den Rest des Tages damit nach Irland und Castlebar zu googlen. Irland schien nicht sonderlich interessant zu sein. Die Bilder sahen alle aus wie Ölgemälde. Nach einiger Zeit schaltete ich den Computer aus und legte mich schlafen. Auch der nächste Tag war nicht sonderlich interessant. Mum wirbelte in der Wohnung rum und packte alles in Koffer was sie mitnehmen wollte. Die Möbel ließen wir einfach hier. Das Haus was wir in Irland beziehen würden war komplett möbliert. Was für ein Glück, sonst hätten wir noch die Möbelpacker im Haus gehabt und hätten unsere letzte Nacht in New York auf Luftmatratzen verbringen müssen. Abends gingen wir noch mal aus zum Essen in eine Sushi-Bar – ich wette in Irland gibt es nicht mal Sushi – und schon war der letzte New York Tag vorbei. Am nächsten Morgen nahmen wir gleich ein Taxi zum Flughafen. Als ich meinen Koffer und meinen Rucksack durch die große Flughafen-Halle schleppte sah ich mir die Leute an, die gerade aus dem Urlaub zurückkamen. Sie freuten sich alle so sehr ihre Familien wieder zu sehen. In Irland würde niemand auf uns warten. „Amby…beeil dich sonst verpassen wir den Flug!“, rief meine Mum, nahm meine freie Hand und rannte los. Wir waren wirklich spät und kamen gerade noch rechtzeitig an. Mir wäre es lieber gewesen wir hätten den Flug verpasst.
Bald gehts weiter...
Saani ~Grafiker~
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Thema: Re: Rising Fairytale - von Saani Mi Jun 03, 2009 5:48 pm
Das Wetter in New York war ja schon schlecht, aber als wir in Dublin landeten dachte ich die Sintflut wäre gekommen. Es regnete wie aus Eimern. Wir hatten den Regenschirm natürlich in New York gelassen und mussten unsere Koffer jetzt durch den Regen zur Bushaltestelle schleppen. Zu unserem Glück war die Bushaltestelle nicht mal überdacht und wir mussten 20 Minuten im Regen warten. Meine Haare wurden klitschnass und selbst die Regenjacke aus meinem Rucksack fing langsam an durchzuweichen. Als der Bus dann endlich kam mussten wir noch mal ungefähr ne Stunde fahren bis wir endlich in Castlebar ankamen. Der Bus war fast leer, außer mir und meiner Mum saß noch ein Junge hinten im Bus. Ich hatte mich nicht getraut ihn anzusehen, aber aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, dass er ziemlich hübsch war. Er hatte schwarze Haare und dunkle Augen. Seine Haut war ungewöhnlich hell, fast so hell wie meine. Er erinnerte mich ein bisschen an meinen Dad. Bevor ich noch weiter darüber nachdenken konnte hielt der Bus und meine Mum schleifte mich nach draußen. Es regnete immer noch in Strömen und wir flüchteten schnell unter das kleine Vordach von der Haustür. Das war es also – das Haus in dem ich ab heute wohnen würde. Es war recht klein, aber gerade recht für zwei Personen. Es war aus roten Ziegeln und hatte einen kleinen Garten in dem lauter buntes Zeug wuchs. Es sah irgendwie verspielt aus und es passte zu meiner Mum, auch wenn ich glaubte, dass sie nicht besonders irisch aussah. Wenn alle hier so aussahen wie der Junge in dem Bus würde ich weniger auffallen wie sie. Ich zog meine Jacke aus und legte sie auf die Bank vor der Haustür. Ich wusste sie würde dort unmöglich trocken werden, aber sie konnte wenigstens erstmal abtropfen. Ich würde sie später reinholen und über die Heizung legen. Mum schloss die Tür auf und wir gingen rein. Die Inneneinrichtung war ein guter Mix aus klassisch und modern. Es gefiel mir irgendwie. Ich bahnte mir meinen Weg zu einem der Schlafzimmer und stellte meinen Koffer vor das Bett. Das Schlafzimmer war nur spärlich eingerichtet. Ein Bett, ein Schrank und ein Schreibtisch. Aber mehr wollte ich ja gar nicht. Aus meinem Fenster sah man eine kleine Wiese mit gelben Blumen, links daneben begann ein Wald mit hohen Tannen und rechts lag ein kleiner Steg ins Wasser. Das musste das Meer sein. Mein Ausblick gefiel mir schon mal. Ich würde den Strand morgen mal ansehen, wenn es bis dahin aufgehört hatte zu regnen. „Amby? Wir haben noch nichts zu essen, kannst du in die Stadt gehen und ein bisschen was kaufen? Ich muss mich heute bei der Redaktion melden…“ War ja klar. „Natürlich, Ma.“, sagte ich und ging zu ihr. Sie gab mir Geld und ging auch schon. „Mein Taxi ist schon da, ich weiß noch nicht wann ich wiederkomme… aber ich nehme mein Handy mit. Falls was ist, ruf mich an…“ Na toll und wieder raus in den Regen. Ich räumte meinen Kram aus meinem Rucksack, steckte mir meine Mp3-Player-Kopfhöhrer in die Ohren und ging raus zu meiner Jacke. Die Jacke war immer noch ziemlich nass. Ich würde gleich auf jeden Fall einen Regenschirm kaufen. Bis in die Innenstadt waren es gut 10 Minuten zu laufen, aber es lohnte sich. Die Stadt sah irgendwie aus wie aus einem alten englischen Film. Ich lief an ein paar Buchläden vorbei, ein Café, ein Schuhgeschäft und viele andere kleine Läden. Auf der anderen Seite der Straße lag ein Park. Er erinnerte mich ein bisschen an den Central Park, auch wenn hier definitiv weniger Menschen rum liefen. Eigentlich war ich so ziemlich die einzige. Lag wahrscheinlich an dem schlechten Wetter. Endlich fand ich einen kleinen Supermarkt. Ich kaufte alles was wir fürs erste brauchten und fand tatsächlich auch noch einen Regenschirm. Ich beeilte mich alles zu bezahlen, packte alles in meinen Rucksack und spannte den Schirm auf. Ich ging den gleichen Weg zurück auf dem ich gekommen war. Kurz bevor die Innenstadt endete kam der letzte Buchladen. Ich wollte mir sowieso ein neues Buch kaufen, also ging ich in das Geschäft. Das Licht war gedämmt, auf dem Boden lag ein Teppich in demselben Dunkelrot wie die Wände und alle Regale waren aus dunklem Holz, genau wie der Verkaufstisch. An dem mein Auge irgendwie hängen blieb. Erst dachte ich es war die Schnitzerei die meine Aufmerksamkeit erregte, bis ich merkte, dass hinter dem Tisch der Junge aus dem Bus stand.
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Saani ~Grafiker~
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Thema: Re: Rising Fairytale - von Saani Do Jun 04, 2009 5:14 pm
Als ich sah wie er mich anstarrte wurde mir klar, wie blöd ich aussehen musste. Ich hatte die Kapuze meiner Regenjacke so weit zugezogen, dass meine Haare nicht mehr zusehen warn und trug nen riesigen blauen Regenschirm mit mir rum. Vorsichtig klappte ich den Regenschirm wieder zusammen und zog die Kapuze von meinem Kopf. Ich schüttelte kurz meine Haare und nahm den Regenschirm fest in beide Hände. „Hallo…“, sagte der Junge und hielt mir über den Tresen hinweg die Hand hin. „Hi.“, sagte ich nur und ignorierte seine Hand einfach. Ich fand es einfach komisch ihm die Hand zu schütteln, immerhin war er nicht älter wie ich. Äußerlich jedenfalls. „Ich bin Adam. Du bist neu hier, oder?“ Gott, der hatte echt vor mit mir zu plaudern. „Ja… ich…ich bin grad hergezogen…“ Warum stotterte ich denn so? Verdammt ist das peinlich. „Wie heißt du?“, fragte er und zeigte mir ein tolles Lächeln. Er hatte strahlend weiße Zähne und wieder viel mir auf wie gut er aussah. „Amber…aber man nennt mich Amby…“ „Willkommen in Castlebar Amby.“ So wie er es aussprach hörte sich Castlebar an wie ein 5 Sterne Hotel. „Suchst du ein Buch?“ fragte er und… Oh mein Gott, war das etwa ein zwinkern? Ich versuchte nicht rot zu werden, konnte aber offensichtlich nichts dagegen tun, denn er fing leise an zu lachen. „Ich hab hier ein Buch, das wird dir sicher gefallen…“ sagte er und legte mir eins auf den Tresen. Es hatte einen roten Einband und mit goldener Schrift stand darauf etwas was ich nicht wirklich entziffern konnte. Es sah alt aus und am Rand konnte man erkennen, dass die Seiten schon etwas vergilbt waren. „Ich schenke es dir…“ sagte er lächelnd. Oh ja, ein tolles Geschenk, ein Buch aus dem Mittelalter, was seitdem wahrscheinlich auch keiner mehr gelesen hatte, dem Staub nach zu urteilen. „D…danke…“ quetschte ich noch schnell raus, schnappte mir das Buch und rannte wieder aus dem Laden. Ich rannte immer weiter und hielt erst als ich schon fast wieder zu Hause war. Ich bemerkte, dass ich den ganzen Weg durch den Regen gerannt war ohne meinen Regenschirm wieder aufzumachen. Ich nahm ihn schnell und klappte ihn wieder auf. Jetzt war ich endgültig nass. Ich fragte mich, warum ich einfach weggelaufen war. Ich sah mir das Buch in meiner Hand noch mal an, bevor ich weiter ging. Ich machte mir keine Gedanken mehr darüber und ging schnell nach Hause. Ich ließ meine Jacke und den Regenschirm draußen und ging ins Haus. Nachdem ich die ganzen Sachen aus meinem Rucksack geräumt hatte machte ich endlich meinen MP3-Player aus. Ich hatte die Musik gar nicht mehr bemerkt. Ich nahm den Rucksack und das Buch mit in mein Zimmer und legte die Sachen auf mein Bett. Nachdem ich geduscht hatte ging ich zurück in mein Zimmer. Jetzt fühlte ich mich schon etwas besser. Ich konnte dieses Wetter immer noch nicht ausstehen. Es war einfach abscheulich. Ich packte alle Sachen aus meinem Koffer und tauschte mein Handtuch schnell gegen ein paar Jeans und einen Pullover. Meine anderen Sachen hatte ich gleich zum trocknen aufgehängt. So, jetzt war ich also wieder trocken und langsam bekam ich Hunger. Ich schnappte mir das Buch und lief die Treppe runter in die Küche. Ich holte den Nudelauflauf raus den ich eben noch gekauft hatte und stellte ihn in die Mikrowelle. Während mein Auflauf für mich ‚gekocht’ wurde setzte ich mich an den Tisch und klappte das Buch auf. Als ich anfangen wollte zu lesen verdeckte etwas Weißes die Buchstaben. Ein Brief.
Und wieder sag ich...bald gehts weiter... xD
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Thema: Re: Rising Fairytale - von Saani Fr Jun 05, 2009 4:20 pm
Der Brief sah genauso alt aus wie das Buch. Ich drehte ihn um und las was darauf stand. Das konnte nicht sein. Darauf stand mein Name. Amber Bellingham. Ganz deutlich. Aber wer konnte ihn schon geschrieben haben? Der Junge war es nicht, er wusste ja nur meinen Vornamen und noch dazu hatte er gar keine Zeit gehabt den Brief so schnell zu schreiben. Und warum sah der Brief so alt aus? Gab es etwa noch eine Amber Bellingham vor mir? Ich hatte ein komisches Gefühl im Magen. Als ich ein lautes Klingen hörte schrak ich auf und gab einen kleinen Schrei von mir. Ich sah mich um. Es war die Mikrowelle. Ich legte den Brief wieder hin. Das war doch alles nur Einbildung… das war nicht war. Ich klappte das Buch zu und schob es ans Ende des Tisches. Ich wollte schon irgendwie wissen, was in dem Brief stand, aber es gab einfach keine logische Erklärung, warum in einem Buchladen, irgendwo in Irland ein Buch steht, in dem ein Brief für mich liegt, obwohl ich niemals in Irland gewesen war und mich hier keine Seele kannte. Und dieses Buch stand ausgerechnet in Castlebar, und gerade in dem Laden, in dem der Junge arbeitete, der mir im Bus begegnet war. Je länger ich darüber nachdachte, desto mulmiger wurde mein Gefühl. Ich holte den Auflauf aus der Mikrowelle, schnappte mir eine Gabel und rannte damit hoch in mein Zimmer. Schon wieder rannte ich ohne einen Grund zu haben. Warum rannte ich vor alldem davon? Ich wusste es nicht. Ich aß zwei Bissen von meinen Nudeln und legte die Gabel hin. Ich musste jetzt einfach wissen, was darin stand. Langsam, Schritt für Schritt ging ich die Treppe wieder herunter. Das kam mir alles vor wie in einem schlechten Geisterfilm. Ich musste zugeben, ich hatte Angst vor diesem Buch, Angst vor dem Brief, dem Jungen, der Stadt, vielleicht sogar vor mir selbst. Hatte ich früher schon mal gelebt? Aber hieß ich da etwa genauso wie jetzt? Kann man überhaupt mehr als einmal leben? Ich nahm das Buch vorsichtig in die Hand, klappte es auf und nahm den Brief heraus. Es war keine Briefmarke darauf, jemand musste gewusst haben, dass ich – oder an wen dieser Brief auch immer war - ihn finden würde. Ich machte ihn einfach auf und nahm mit zitternden Händen den Brief heraus.
Hoch geehrte Mrs Amber Bellingham,
Mein Herz schlug bis zum Hals. Ich hatte Angst weiter zu lesen, aber meine Neugier war zu groß.
Wenn Sie diesen Brief in den Händen halten sind bereits 323 Jahre vergangen. Am vierten Tage des zweiten Monats im Jahre 1686 beauftragten wir den jungen Knaben Adam O’ Sullivan damit Sie zu finden und schickten ihn zu der Wache der Elementgarde um ihn vor der Zeit zu schützen.
Mir blieb ein dicker Kloß im Hals stecken, sagte der Junge aus dem Bus nicht sein Name sei Adam?
Sie, Mrs Bellingham sind dazu bestimmt Ihr eigenes Schicksal zu entschlüsseln und sich uns anzuschließen. Wir bitten Sie sich dem jüngsten O’ Sullivan anzuschließen. Meine höchste Verehrung, Dubhan Flynn
Geschrieben ist dies am sechsten Tage des zweiten Monats im Jahre 1686.
Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Vor entsetzen fiel mir der Brief aus den Händen. Er war also wirklich für mich bestimmt. Und dieser Junge hatte mir das Buch mit Absicht gegeben. Was ging hier vor sich?
Bald gehts weiter.
Saani ~Grafiker~
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Thema: Re: Rising Fairytale - von Saani Sa Jun 06, 2009 4:09 pm
Ich holte tief Luft, nahm den Brief wieder in die Hände und lief hoch in mein Zimmer. Ich kramte mit zitternden Händen den Laptop raus. Es dauerte viel zu lange, bis er hochgefahren war. Schnell breitete ich den Brief auf meinem Schreibtisch aus und fing an zu suchen. Elementgarde – nichts. Adam O’Sullivan – nichts. Dubhan Flynn – nichts. Ich hatte einen Brief bekommen geschrieben von Jemand den es nicht gab, überreicht von Jemand den es nicht gab und über etwas das es nicht gab. Ich starrte auf den Bildschirm als ich ein lautes Knallen hörte. Ich schrak auf. Es war nur mein Buch. Es war mir runter gefallen. Aber natürlich…das Buch. Ich hob es wieder auf und schlug die erste Seite auf. Es sah genauso alt aus wie der Brief. Ich las die erste Überschrift.
Elementlehre - Abschrift von der Wache der Elementgarde.
„Amby! Wo bist du?“ Mum. Ich versteckte den Brief und das Buch in meinem Rucksack und nahm ihn mit nach unten. „Hi Mum. Wie war’s in der Redaktion?“, fragte ich und versuchte normal zu klingen. „Gut, morgen bekomm ich ein Auto und dann geht’s los.“, sagte sie und sah kurz zu meinem Rucksack. „Willst du weg?“ „Ja…als ich eben in der Stadt war hab ich einen Buchladen gesehen. Ich wusste nicht mehr wie das Buch hieß, das ich haben wollte. Jetzt weiß ich es wieder und will es kaufen.“ „Ah okay… komm nicht zu spät zurück.“ Ich nickte ihr nur zu und lief los. Es hatte aufgehört zu regnen aber es war immer noch so kalt. Meine Jacke hatte ich zu Hause liegen lassen, deswegen kam es mir diesmal noch kälter vor. Ich war froh als ich in die Stadt kam und mich die Häuser ein bisschen vor dem Wind schützten. Als ich vor dem Laden stand bekam ich wieder dieses komische Gefühl im Bauch. Ich musste mich überwinden die Tür zu öffnen, aber ich tat es. Ich wollte es einfach hinter mich bringen. Ich wollte mit alldem nichts zu tun haben. Adam stand immer noch da und sah mich diesmal mit noch größerer Neugier an als vorher. Als ich auf ihn zu ging holte ich schon das Buch aus meinem Rucksack. Ich legte es ihm auf den Tisch. „Ich will es nicht.“, quetschte ich mit Mühe raus. Dieser Kloß in meinem Hals wollte einfach nicht verschwinden. Es war als müsste ich anfangen zu weinen. Seine Neugier verwandelte sich schnell in Entsetzen und Verständnislosigkeit. Ich sah ihn noch kurz an und drehte mich um. Ich beeilte mich zur Tür zu kommen und rannte raus auf die Straße. „Warte! Amber!“, rief jemand hinter mir. Ich wusste es war Adam. Ich wollte eigentlich weiterlaufen, aber meine Beine hielten wie von selbst an. Er hatte mich eingeholt. „Bitte…Amber…ich verstehe wie es dir geht… mir ging es damals genauso…“, stammelte er. Ich drehte mich zu ihm um und sah ihm in die Augen. Ich wollte etwas sagen, aber seine Augen faszinierten mich zu sehr. Keinen einzigen Ton bekam ich zusammen.
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Saani ~Grafiker~
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Thema: Re: Rising Fairytale - von Saani So Jun 07, 2009 6:42 pm
„Ich hab dasselbe durchgemacht wie du jetzt…“, sagte er ruhig und ich konnte spüren wie mein Herzschlag wieder sein normales Tempo annahm. Langsam lockerte sich auch meine Zunge und ich konnte wieder sprechen – glaubte ich zumindest. „Was, durchgemacht?“ Mehr bekam ich nicht zustande – wow. „Ich hab dasselbe durchgemacht wie du. Dieselben Gefühle haben mich überwältigt und die gleichen Gedanken sind durch mich geflossen.“ Er hatte seine Hände auf meine Schultern gelegt. Hatte er etwa Angst ich würde weglaufen. „Du bist Adam O’Sullivan…aber wer ist Dubhan Flynn?“, fragte ich und fühlte mich irgendwie dumm, als wüssten es alle außer mir. „Dubhan Flynn war der oberste Wächter der Elementgarde.“ „Und was ist die Elementgarde?“ „Das kann ich nicht hier draußen mit dir besprechen…komm mit rein.“, sagte er, löste seine Hände von meinen Schultern und nahm meine Hand. Ich bekam eine Gänsehaut. Seine Hand war warm und weich, es war schön, sie zu halten. Er zog mich mit sich zurück in den Laden und schloss die Tür. Zum ersten Mal fiel mir auf wie still es hier drin war. Und es war warm obwohl ich keine Heizung und keinen Ofen entdecken konnte. Fußbodenheißung? In so einem alten Haus? „Komm mit rauf. Wir machen dir einen Tee.“, sagte er und führte mich eine Treppe hoch. „Wir?“ Er lachte leise. „Ja… ich und Sally.“ Sally? Seine Mutter? Seine Freundin? Ich wusste nicht warum aber die Überlegung sie könnte seine Freundin sein ließ ein komisches Gefühl in mir aufsteigen. „Ist sie hier?“ Okay das war definitiv nicht seine Freundin. Die Stimme war viel zu alt. Seine… Großmutter? Vielleicht… „Ja ist sie…“ Adams Stimme war sehr schön. Sie war nicht außergewöhnlich, aber schön. Plötzlich hörte man schnelle Schritte auf dem Holzboden. Wir kamen oben an und jetzt sah ich zu wem die schnellen Schritte gehörten. Es war Sally – glaubte ich zumindest – vom alter her lag ich bei seiner Großmutter wohl ziemlich richtig. Sie hatte graues Haar und die gleichen Augen wie Adam. Sie zupfte ihre Schürze zurrecht und lächelte mich an. Sie war ziemlich klein, und etwas pummelig. Sie sah halt aus wie die typische Großmutter. „Amber, das ist Sally. Meine Beiwächterin.“, sagte er und deutete lächelnd auf die Frau. Ich fragte besser gar nicht was eine Beiwächterin war. Er würde es mir schon erzählen. Irgendwann. „Ich habe schon so viel von dir gehört Amber… es freut mich ja so sehr dich kennenzulernen.“, sagte Sally und nahm meine Hand. Sie klang irgendwie nervös. „Keine Angst Schätzchen. Alles wird sich klären. Ich mache euch erstmal Tee.“ Sie ließ meine Hand los und ging zurück in die kleine Küche. „Komm.“, sagte Adam, nahm wieder meine Hand und zog mich zu einem Tisch mit zwei kleinen Sesseln daneben. Er setzte sich in einen davon und deutete mir mich auch zu setzten. Zitternd nahm ich Platz. „Warum konnten wir draußen nicht reden?“, platzte es aus mir heraus. „Zu viele Zeugen.“ „Zeugen? Da war niemand!“
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Thema: Re: Rising Fairytale - von Saani So Jun 07, 2009 8:15 pm
heute gibts mal zwei..
Er sah mich an wie ein kaputtes Auto, bis er begriff, dass ich ihn nicht verstand. „Ach ja, fast vergessen. Du weißt ja gar nichts davon.“, sagte er und schlug sich lachend gegen die Stirn. Wow, auch schon gemerkt. „Also,… schon mal was von Elementargeistern gehört?“ Elementargeister. Gehört ja, aber wo? Waren das nicht Feen oder so was? „Bist du ne Fee?“ Er fing lauthals an zu lachen. „Ja klar, ich schwebe jede Nacht in Kinderzimmer und tausche Zähne gegen Geld.“, lachte er. Ich fand das gar nicht witzig und verschränkte die Arme vor der Brust. Er kriegte sich langsam wieder ein. „Tschuldigung, aber das war zu lustig.“, sagte er grinsend. Ich warf ihm einen bösen Blick zu. „Nee, ich bin keine Fee…“ „Was sind Elementargeister dann?“, fragte ich leicht genervt. „Na ja, Geister halt. Tote Menschen.“ Meine Augen weiteten sich. Na Klasse, jetzt musste ich mich nicht nur mit lebenden rumquälen sondern auch mit Toten, oder was? Ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, als Sally mit dem Tee rein kam. „Hier ihr zwei…“ sagte sie lächelnd und ging wieder. Adam nahm sich seinen Tee und trank einen Schluck. „Also, das mit den Geistern versteh ich jetzt, aber warum Elementargeister?“ Er stellte die Tasse wieder hin und zog sich seine Jacke aus. Wow hatte er Arme. Ich fand immer mehr Sachen an ihm, die göttlich waren. „Es gibt vier verschiedene Arten von Geistern. Feuergeister, Wassergeister, Luftgeister und Erdgeister.“ „Die vier Elemente…“, murmelte ich in Gedanken. Ich musste das erstmal alles ordnen. „Also bist du…“ Mir blieben die letzten Worte im Hals stecken. „Nein, ich bin tot. Ich gehöre zu den Wächtern der Elementgarde, deswegen kann ich die Geister sehen.“ „Verstehe. Und… das mag jetzt blöd klingen, aber wer bin ich?“ Oh ja, das klang blöd. Als hätte ich das Gedächtnis verloren. „Du bist auch ein Wächter…na ja, du wirst mal einer.“, sagte er schnell und grinste mich an. „Aber, wieso gerade ich?“ „Wegen deinem Vater. Er ist auch Wächter.“ Daher kam also diese Ähnlichkeit. Sie hatten alle dieselben Augen. Alle schwarz. Dad, Adam, Sally. Warte – meine sind grau. „Aber meine Augen sind nicht schwarz…“ Er nickte. „Ich weiß, sie sind grau. Deine Mum ist keine Wächterin, deswegen ist dein schwarz geschwächt.“ Klang logisch.
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Thema: Re: Rising Fairytale - von Saani Mo Jun 08, 2009 6:19 pm
„Okay…ähm…zurück zu dem Brief…“, sagte ich und holte ihn aus meinem Rucksack. Ich nahm ihn aus dem Umschlag und überflog kurz die wichtigsten Wörter. „Elementgarde.“, sagte ich. „Besteht sie aus Geistern?“ „Ja oder nein… keiner kann das genau sagen.“ „Heißt das du weißt gar nichts über die Elementgarde? Ich dachte sie hätten sich dorthin geschickt.“ Stand zumindest in dem Brief. „Sie haben mich zu den Wächtern geschickt…nicht zur Garde selbst.“ Ich sah in den Brief und las die Zeile noch mal. … Adam O’ Sullivan damit Sie zu finden und schickten ihn zu der Wache der Elementgarde … um ihn vor der Zeit zu schützen.
Vor der Zeit zu schützen. Erst jetzt viel mir das auf. Er wurde 1686 losgeschickt mich zu finden…er musste schon über 300 Jahre alt sein, aber er sah immer noch aus wie 18. „Was meinte Flynn damit…als er schrieb, dich vor der Zeit zu schützen?“ Er trank noch einen Schluck von seinem Tee. Ich hatte meinen noch nicht mal angerührt – er war sicher schon kalt. „Na ja, mit 17 wurde ich zum Wächter…genau wie du…und ein Jahr später holten sie mich, kurz nach meinem 18. Geburtstag. Sie brachten mich zum Hauptsitz der Wächter und ich wurde Dubhan vorgestellt. Ich bekam ein Medaillon zugeteilt, der mein Element beinhaltet, dieses schützt mich vor davor zu altern, denn man ist nur durch sein eigenes Element verletzbar.“ „Wie meinst du das?“ „Mein Element ist Wasser, ich bin nur durch Wasser verletzbar, und durch alles was Wasser beinhaltet. Wasser ist neben Luft das gefährlichste Element.“ „Und was ist mit Feuer?“ „Die Wahrscheinlichkeit auf Wasser zu treffen ist größer wie die, auf Feuer zu treffen, oder?“, fragte er grinsend. Schon wieder hatte er Recht. Ich fühlte mich irgendwie zurückgeblieben, als hätte ich mein ganzes Leben verpennt. „Und jetzt trink erstmal deinen Tee, sonst meint Sally er schmeckt dir nicht…“, grinste er und schob mir die Tasse weiter zu. Ich nahm sie von der Untertasse und trank einen Schluck. Er war wirklich schon kalt, schmeckte aber trotzdem noch ganz gut. Sehr süß. „Warum solltest du mich holen…und nicht jemand aus dieser Zeit?“ „Weil…na ja… ich bin dein Beiwächter…“ Warte. War nicht Sally seine Beiwächterin. Wieder mal war ich verwirrt. Er musste meinen irritierten Blick bemerkt haben. „Jeder Wächter, hat einen Beiwächter, bis er selbst zum Beiwächter wird.“ Das klang erstmal nicht sehr hilfreich, aber je länger ich darüber nachdachte, desto besser verstand ich es. „Also… Sally war solange deine Beiwächterin, bis du mein Beiwächter geworden bist.“ „Ganz genau…“, sagte er und nickte. „Und was tut ein Beiwächter genau?“ „Ein Beiwächter begleitet seinen Schützling und bereitet ihn darauf vor selbst ein Beiwächter zu werden.“
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Thema: Re: Rising Fairytale - von Saani Di Jun 09, 2009 7:19 pm
Kapitel 2 - Mein Element
Das war alles zu viel für mich, ich ließ mich hinten an die Lehne des Sessels fallen und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Ein paar Gemälde, ein Bücherregal, viele Teppiche und eine Standuhr. „Oh mein Gott, ist es wirklich schon so spät?!“ Er sah mich irritiert an. „Ja, halb acht…“ Ich nahm meine Tasche stopfte den Brief und das Buch rein und hängte ihn über meine Schulter. „Ich muss sofort nach Hause.“ Ich ging schon Richtung Treppe, als er mich wieder festhielt. „Warte, es regnet in Strömen…“ „Meine Mum hat gesagt ich soll nicht so lange weg bleiben… und jetzt ist es schon so spät…“, sagte ich und drehte mich zu ihm um. Ich wusste gar nicht wie nah er bei mir stand. Ich sah direkt in seine Augen. Ich bekam eine Gänsehaut und mein Kopf wurde wahrscheinlich rot wie eine Tomate. „Darf ich dich nach Hause bringen?“, fragte er mit seiner ruhigen Stimme. Mir wurde ganz schwummrig, als er auch noch anfing mit mir zu reden. „J…Ja…“, stammelte ich. Das war das einzige was ich noch annähernd zusammen bekam. Er lächelte mich nur an und, schnappte sich einen Regenschirm und nahm meine Hand. Schon wieder diese warme Hand. War es etwa seine Absicht mich verrückt zu machen oder war es einfach ein blöder Nebeneffekt? Wir gingen die Treppe runter und er begleitete mich bis nach Hause. Am kleinen Tor zu unserem Garten ließ er meine Hand los und gab mir den Regenschirm. „Hier Amber…“ „Nenn mich Amby…“ – Gott wie peinlich. Jetzt kling ich auch noch als würde ich auf ihn stehen. Was soll, es ist doch wahr. Er war der totale Wahnsinn, jedes Mädchen würde wahrscheinlich auf ihn stehen. „Oh…Okay…dann bye…Amby.“ „Bis Morgen.“, sagte ich schnell und rannte zur Tür. Ich klingelte Sturm, bis meine Mum mir die Tür öffnete. „Amby, was ist denn los?“, fragte sie besorgt und sah mich prüfend an. „Nichts, ich…ich wollte nur rein…es regnet so stark.“, stotterte ich und legte den Regenschirm hin. „Dann war der Junge vorhin…?“, fragte sie grinsend und zog dabei eine Augenbraue hoch. Sie hatte also durchs Fenster gesehen. Na toll, wie erklär ich das jetzt? „Er…ist mein Freund.“, platzte es aus mir heraus. Ich konnte es irgendwie nicht aufhalten. Ich war so eine Idiotin. Mein Freund…pff, als wolle so ein Typ sich mit einem Mädchen wie mir blicken lassen. „Dein Freund?“ Sie sah mich überrascht an. „Ähm…ja, wir… wir haben uns in der Buchhandlung getroffen.“ „Und ihr seit jetzt schon zusammen? Ihr kennt euch doch erst, seit einem halben Tag.“ Okay Amby, deine Chance dich zu retten. „Oh Mum… doch nicht so eine Art von Freund… ein…Kumpel. Ja, er ist ein Kumpel. Nur ein Kumpel.“, sagte ich und spielte ihr mein bestes lachen vor. Es klang irgendwie nicht so gelungen, aber das war mir jetzt auch egal. Ich musste in mein Zimmer. Ich wollte nur noch schlafen und hoffen, dass, wenn ich aufwachte, alles wieder normal sein würde. „Ich…bin müde…“, sagte ich nur und drängelte mich an Mum vorbei zur Treppe. „Bis Morgen Schätzchen.“, sagte sie leicht irritiert und ging zurück zum Fernseher. Ich schmiss meinen Rucksack einfach in die Ecke und ließ mich auf mein Bett fallen. Was war das bloß für ein Tag? Ein bescheuerter, blöder, idiotischer Tag, der auf seine eigene, besondere Weise doch ganz gut war. Endlich wusste ich, dass da noch etwas war, etwas das ich schon lange gesucht hatte.
Saani ~Grafiker~
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Thema: Re: Rising Fairytale - von Saani Sa Jun 13, 2009 8:07 pm
Ich schlief recht schnell ein. Der Tag war lang gewesen. Lang und aufregend. Kein Wunder also, dass ich ein bisschen Schlaf brauchte. Ich träumte von Adam und Sally und von Geistern. Ich ging in meinem Traum alle Arten von Geistern durch, die ich bisher gesehen hatte. Als ich aufwachte hatte ich eine Vorstellung der Elementargeister, die eine gute Mischung aus Horrormonster und Casper dem kleinen Schlossgespenst darstellte. Ich quälte mich aus dem Bett und sah aus dem Fenster. Schon wieder regnete es. „Amber! Steh auf, sonst kommst du noch zu spät…“, rief meine Mutter von unten. Sie musste meine Schritte zum Fenster gehört haben. Ich drehte mich um und sah einen Rock auf meinem Stuhl liegen. Oh nein, Schuluniformen. Ich nahm den Rock und hielt ihn mir Probeweise an die Beine. Er war ungefähr knöchellang und grau. Ich verzog das Gesicht. Auch wenn ich dachte das wäre bereits schlimm musste ich zugeben – schlimmer geht’s immer. Unter dem Rock lagen eine schwarze Strumpfhose, ein weißes Hemd, eine blaue Krawatte und ein Pullover, der genauso grau war wie der Rock. Na super. Ich zog mich also an und ging runter zu Mum. Sie lächelte mich stolz an. „Du siehst ja fabelhaft aus. So richtig niedlich.“ „Danke Mum…“, murmelte ich sarkastisch. Ich hatte mich eben noch im Spiegel gesehen. Ich sah grauenvoll aus. Und mir wurde schon kalt, wenn ich die Strumpfhose nur ansah. Mum sah auf ihre Armbanduhr und trank schnell den letzten Schluck ihres Kaffees. „Ich muss gehen Schätzchen. Du musst erst bis in die Stadt, ab da ist die Schule ausgeschildert.“, erklärte sie schnell, drückte mir wie gewöhnt einen Kuss aufs Haar und ging. Ich seufzte nur und nahm meine Tasche. Sie war noch recht leer, weil ich ja noch kein einziges Buch von der neuen Schule hatte. Ich nahm den Ersatzschlüssel und den Regenschirm und ging los. Das Haus schloss ich hinter mir ab und spannte den Regenschirm auf. Ich hasste Irland immer noch. Es war immer regnerisch und bis jetzt ist noch nichts Positives passiert. Nur etwas sehr kurioses. Ich musste erstmal in die Stadt um in die Schule zu kommen hatte Mum gesagt, also folgte ich ihrem Rat und machte mich auf den Weg in die Innenstadt. Als erstes sah ich den Park und blieb stehen. Adam hatte hier Geister gesehen. Adam. Ich drehte mich um, so dass der Buchladen direkt in meiner Blickrichtung lag. Ich bekam wieder ein Kribbeln im Bauch. „Du musst zur Schule Amby.“, sagte jemand hinter mir. Diese Stimme würde ich überall erkennen. Adam. Ich drehte mich zu ihm um und wieder stand er so nah an mir. „Ich finde es gut, wenn du bei mir bist, aber die Schule ist wichtiger.“ „Warum gehst du dann nicht zur Schule?“, fragte ich trotzig und ging einen Schritt zurück. „Weil ich schon nen Job hab.“, grinste er stolz und zeigte auf den Buchladen. „Hiermit bewerbe ich mich offiziell bei dir als Buchverkäuferin.“ Warum fielen mir so schnell, so viele Worte ein? Meine Mum sagte immer ich hätte gar keine Stimmbänder, wenn ich mit Fremden zusammen war, weil ich recht schüchtern war. Ich war überrascht von mir selbst, denn schüchtern kann man das nicht gerade nennen. Adam schien auch etwas irritiert. „Ich ähm… ich muss ablehnen… du hast doch gar keinen Abschluss.“ Ich rollte mit den Augen. „Du bist doch mein Beiwächter. Bist du nicht eigentlich dafür da auf mich aufzupassen?“, sagte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wer hat gesagt, dass ich das nicht tun würde?“ „Du schickst mich allein zur Schule und bleibst selbst hier und verkaufst Bücher.“ „Ich hab nicht gesagt ich bleibe hier.“ Ich verzog das Gesicht. Wie sollte ich das denn jetzt verstehen?
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Thema: Re: Rising Fairytale - von Saani So Jun 14, 2009 11:26 am
Er sah sich einmal um, so als wollte er sichergehen, dass niemand uns sah und grinste mich dann mit einem frechen Grinsen an. Das sah irgendwie süß aus. Plötzlich fing alles an zu verschwimmen. Ich dachte erst mir wurde schwindelig, aber dann bemerkte ich, dass es Adam war, der anfing sich aufzulösen. Direkt vor meinen Augen. Ich bekam irgendwie Angst und ging ein paar Schritte nach hinten. „Adam?“, fragte ich unsicher. Er war nicht mehr da. Na ja, zumindest war er nicht mehr zu sehen. „Das ist nicht witzig Adam.“, sagte ich leise und spürte wie mir Wasser in die Augen kam. Was sollte das denn jetzt? Jetzt fing ich auch noch an zu heulen? Ich bekam gar nicht mit, wie er sich wieder vor mir aufbaute. „Amby, nicht weinen…bitte ich wollte dir keine Angst machen…“, sagte er und versuchte mich zu beruhigen. Ich wollte auch eigentlich nicht weinen, aber ich konnte nicht aufhören. Wie peinlich das war. Ich stand da und heulte wie ein kleines Baby. Er nahm mich in seine Arme und ich beruhigte mich langsam. „Tut mir Leid Amby, das hätte ich nicht machen sollen…“ „Schon gut.“, murmelte ich, löste mich von seinen Armen und wischte mir mit dem Ärmel von dem grauen Schulpullover die Tränen aus dem Auge. „Was hast du da gemacht?“, schniefte ich leise. „Ich wollte dir zeigen, dass ich immer bei dir bin, auch wenn du mich nicht siehst.“ Er ist immer bei mir, heißt das er war auch gestern die ganze Zeit bei mir? „Immer?“, fragte ich und sah ihn fragend an. „Ja immer, Tag und Nacht.“, sagte er entschlossen. „Du hast in meinem Zimmer gesessen?“ „Ja, aber du solltest auf deinen MP3-Player mal neue Musik machen.“, grinste er. „Sonst muss ich noch meinen eigenen mitbringen.“ Ich musste lachen, obwohl sein Witz irgendwie hirnlos war. Er munterte mich mit Witzen auf, wie süß. „Du bist echt nett.“ Oh nein Amby, geht’s offensichtlicher? „Danke…“, sagte er lächelnd. „Du aber auch.“ Hatte er sich gerade näher an mich gestellt? Ich musste träumen. Ich war noch in meinem Bett und schlief. Das was jetzt passierte konnte keine Wirklichkeit sein. Ich sah durch die tränennassen Augen nur wie er mir in die Augen sah und sich langsam meinem Gesicht näherte. Jeder hätte das wiedererkannt. Es war wie in einem alten Film. Der optimale Filmkuss. Ein Kuss. Ich spürte wie seine Hand mein Gesicht berührte und er seine Lippen auf meine drückte. Mir wurde schwummrig und meine Knie wurden weich. Hätte er mich nicht festgehalten wäre ich umgekippt. Aber sein Arm lag fest um meine Hüfte. Ich hab mich gefühlt wie eine Prinzessin. Ja, ich war eine Prinzessin und Adam mein Prinz. Meine ‚Freund-Vorstellung’ war also gar nicht so abwegig. Als seine Lippen sich wieder von mir lösten öffnete ich langsam meine Augen. Ich sah direkt in seine schwarzen Augen. „Du bist nie allein Amby.“, flüsterte er und verzog seinen Mund langsam zu einem freundlichen Lächeln. Ich konnte allmählich wieder einen klaren Gedanken fassen und fing wieder an zu atmen. Jetzt war meine Schüchternheit endgültig weg und ich griff nach seiner Hand. „Ich find es besser, wenn du sichtbar bist. Ich sehe dich sehr gern.“ Er dachte angestrengt über etwas nach, das sah man ihm an. „Das…das kann ich nicht, tut mir Leid.“, sagte er leise. „Wieso nicht?“
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Thema: Re: Rising Fairytale - von Saani So Jun 14, 2009 12:19 pm
Mein zweiter Post heute...
„Amber, ich wäre normalerweise schon tot.“ „Die Leute, die in den Buchladen gehen sehen dich doch auch.“ „Niemand geht in diesen Laden. Für andere Menschen sieht der Laden aus, als wäre er schon lange geschlossen.“ Ich sah ihn verwirrt an. „Aber er sieht doch gar nicht so alt aus.“ „Ich sagte ja auch für andere Menschen. Du und ich, wir sehen ihn als Stützpunkt der Wächter.“ Ich legte eine Hand an meine Schläfe. Ich bekam Kopfschmerzen. Das war alles so unwirklich. Erst löst er sich auf, dann küsst er mich und jetzt erzählt er mir wieder so ein wirres Zeug von wegen Wächter und so nen Kram. „Geht’s dir nicht gut?“, fragte er und sah mich besorgt an. Wieder verschwamm alles vor meinen Augen, aber diesmal war es nicht Adam. Das war ich selbst. Jetzt wurde alles auch noch schwarz und ich spürte keinen Boden mehr unter meinen Füßen.
Als ich meine Augen wieder öffnete sah ich wieder das dunkle Holz des Buchgeschäftes. „Amby?“, fragte Adam. Er saß neben mir und lächelte mich an. Ich versuchte mich aufzusetzen, aber er hielt mich zurück. „Bleib lieber noch ein bisschen liegen.“ „Was war los?“ „Du bist in Ohnmacht gefallen. Hat mein Kuss dich so umgehauen?“, fragte er grinsend und fing an zu lachen. „Ich war nicht darauf vorbereitet gewesen.“ „Deswegen war er ja so gut.“ Ich rollte mit den Augen. „Jetzt kennen wir wenigstens dein Element.“ Er kennt mein Element? Na da bin ich aber gespannt. „Und? Was hab ich für eins?“ „Luft…“, sagte er und lächelte mich an. Luft? Ich dachte ich hab was Spannendes wie Feuer oder Wasser. „Luft?“, fragte ich und zog eine Augenbraue hoch. „Ja, du bist nur durch Luft verletzbar.“ „Und…ähm…woher weißt du das so sicher?“ „Du bist in Ohnmacht gefallen und dein Sternzeichen ist Waage.“ „Vielleicht hatte es auch einfach etwas mit Kopfschmerzen zutun.“ Er fing an zu lachen. „Menschen mit Kopfschmerzen sind immer Luftgeister.“ Ich hatte keine Lust noch weiter auf die ‚Luftgeister’ einzugehen. „Und was passiert jetzt, wo wir wissen was mein Element ist?“, seufzte ich und nahm den feuchten Lappen von meiner Stirn. Das war sicher eine Aufmerksamkeit von Sally. „Jetzt müssen wir dich zur Elementgarde bringen um dein Medaillon zu holen.“ „Medaillon?“ „Ich hatte dir doch von meinem Medaillon erzählt. Es schützt mich vor Wasser.“, sagte er und kramte eine Kette aus seiner Tasche. Es war eine goldene Kette mit einem runden goldenen Anhänger. Der Anhänger war in vier abschnitte unterteilt. Auf jedem Abschnitt war das alchemistische Symbol jedes Elementes. Ich kannte die Symbole von der Schule. Und unter jedem Symbol stand etwas. Salamander, Sylphen, Undinen und Gnome. „Wofür stehen die Namen?“, fragte ich. „Das sind die Namen der Elementargeister.“, sagte er und zeigte auf das Zeichen für Wasser. Darunter stand Undinen. „Das bin ich.“, sagte er grinsend. Ich nickte. „Und dieses Ding schützt dich vor Verletzungen?“
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Thema: Re: Rising Fairytale - von Saani Di Jun 16, 2009 8:18 pm
„Ja… das ist schwer zu erklären.“, sagte er. Ich sah es mir noch etwas genauer an. Sagte er nicht es wäre ein Medaillon? Dann müsste man es doch öffnen können. Ich sah mir den Rand an, konnte aber keine Öffnung sehen. „Wie geht es auf?“, fragte ich schließlich. „Man kann es nicht öffnen…nicht mehr.“, sagte er und nahm es wieder an sich. „Wenn wir bei den Wächtern sind wirst du sehen wieso.“ Die Wächter. Wie er immer über sie sprach - so geheimnisvoll. Langsam bekam ich ein bisschen Angst vor diesen Leuten. Mir schwirrten so viele Fragen durch den Kopf, aber ich wollte Adam auch keine Löcher in den Bauch fragen. Stattdessen fing er an mich zu durchleuchten. Aber er hatte weniger wichtige Fragen. „Hast du Hunger?“ Ich sah hoch in seine Augen und schüttelte den Kopf. Plötzlich wurde er blass im Gesicht und nahm meine Hand. „Dass…dass ich dich geküsst hab nimmst du mir nicht übel, oder?“, fragte er unsicher. Übel nehmen?! Wie sollte ich ihm das denn bitte übel nehmen. Das war der beste Kuss meines Lebens. Soweit ich das beurteilen konnte, immerhin war es mein erster. „Natürlich nicht.“ Ich sah ihn mit großen Augen an. Er bekam wieder Farbe im Gesicht und fing an zu lächeln. „Ähm… da wir jetzt eh so oft zusammen rumhängen könnten wir doch… ein Paar…“ Die letzten Worte blieben mir im Hals stecken. Wenn jetzt noch jemals jemand behauptet ich sei schüchtern hat er gelogen. Er nickte langsam, beugte sich wieder zu mir und gab mir einen Kuss. Der zweite war noch schöner wie der erste. Ich hatte also gelogen. Der erste war doch nicht der beste. „Mum platzt vor Stolz.“, sagte ich leise und musste lachen. „Ja…wahrscheinlich.“, grinste er. In diesem Moment kam Sally mit einem Tablett voller Kekse ins Zimmer. Das muss echt bescheuert ausgesehen haben – Adam halb über mich gebeugt, wir beide am grinsen und Sally die fast das Tablett fallen ließ. „Ich…wollte euch nicht stören.“, stotterte sie und starrte uns mit großen Augen an. „Schon gut Sally. Du störst nicht.“, sagte Adam lächelnd und sank zurück auf seinen Stuhl. „Du musst dich an diesen Anblick gewöhnen.“, sagte ich stolz und lehnte mich an Adams Schulter. „Ach so weit ist es schon mit euch…“, sagte Sally, die ihre Stimme mittlerweile wiedergefunden hatte und uns anlächelte während sie die Kekse auf den kleinen Tisch stellte. „Wir sollten dich langsam nach Hause bringen.“ Adam lächelte mich an und schob mir einen der Kekse in den Mund. Ich nickte nur und stand auf. „Was, jetzt nehmt ihr euch nen Keks und haut einfach ab?“, fragte Sally schmollend. „Ich esse sie später alle noch auf. Versprochen.“, sagte ich lächelnd, nahm meinen Rucksack und zog Adam hinter mir her. Wir gingen Hand in Hand den Weg entlang nach Hause. Ich hab mich gefühlt, als wäre ein Traum von mir Wirklichkeit geworden. Er war einfach perfekt. Das alles war einfach perfekt.
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Thema: Re: Rising Fairytale - von Saani Mi Jun 24, 2009 9:21 pm
„Ich gehe jetzt…“, sagte er plötzlich und ließ meine Hand los. „Du bist mein Freund, du kannst ruhig mit rein kommen.“, sagte ich irritiert. „Ich bin gleich oben, aber erst muss ich noch etwas erledigen, okay?“ Er wartete gar keine Antwort ab, sondern küsste einfach meine Stirn, drehte sich um und ging. „Ich liebe dich…“, murmelte ich leise und ging zur Haustür. Ich hatte noch niemals in meinem Leben ‚Ich liebe dich’ zu einem Jungen gesagt. Normalerweise fand ich das auch ziemlich albern, aber irgendwie rutschten diese Worte aus mir raus. Sie passten. Sie beschrieben meine Gefühle bis ins kleinste Detail. Ich suchte meinen Schlüssel und ging ins Haus. Ich hatte schon auf Mum’s Gemecker gewartet, weil ich nicht in der Schule war, aber nichts war zu hören. Auf dem Tisch lag nur ein Zettel. Hallo Schätzchen, Ich muss länger arbeiten, als gedacht. Ich komme erst in drei Stunden nach Hause. Im Kühlschrank steht Suppe, du kannst sie dir warm machen. Ich hab dich lieb.
Ich holte die Suppe aus dem Kühlschrank und stellte sie in die Mikrowelle. Ich hatte eigentlich keinen Hunger, aber da ich heute noch kaum etwas gegessen hatte aß ich lieber was, bevor ich noch zusammenklappte. Schnell löffelte ich mir die Suppe rein und spülte den Teller ab. Ich ließ denn Teller einfach stehen ohne ihn abzutrocknen. Ich hatte jetzt einfach etwas Besseres zutun. In kaum messbarer Zeit war ich oben in meinem Zimmer. Weil die Sonne nicht schien war es sehr dunkel, ich konnte nur mein Bett sehen, da es vom Fenster aus etwas angeleuchtet wurde. „Adam?“, fragte ich leise. Irgendwie machte mir diese Atmosphäre Angst. Ich konnte nichts sehen und nichts hören. Es war völlig still. Und dazu wusste ich nicht mal ob ich allein war. Irgendwie gruselig. Plötzlich sah ich aus einer dunklen Ecke zwei Augen aufblitzen. Ein schriller Schrei kam aus meiner Kehle und ich drückte mich mit dem Rücken gegen die Wand. „Pssst, ich bins…“, sagte eine ruhige Stimme. Adam. Ich beruhigte mich ein wenig, aber meinen Herzschlag konnte ich immer noch hören. „Hab ich dir Angst gemacht? Das wollte ich nicht…“, sagte er und kam zu mir ins Licht. Jetzt, als ich ihn richtig sehen konnte beruhigte sich auch mein Herzschlag. „Schon okay…“, murmelte ich und ließ mich auf mein Bett fallen. „Amby, ich muss mit dir hier weg, so schnell wie möglich.“ „Weg?“, fragte ich und zog meine Augenbrauen hoch. „Ja, ich muss dich zum Hauptquartier bringen.“ „Und wo soll das sein?“ „In Dublin. Wir sollen schnell da sein.“
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Thema: Re: Rising Fairytale - von Saani Fr Jun 26, 2009 2:25 pm
„Dublin?.. Wie soll ich das denn bitte meiner Mum erklären?“ „Gar nicht.“, sagte er matt. „Was?! Soll ich etwa einfach gehen ohne ihr was zu sagen? Das kann ich nicht machen Adam.“, sagte ich laut und stand wieder auf. „Du kannst es ihr aber nicht sagen. Und jetzt komm mit, wir müssen noch einen kleinen Umweg machen. Und wenn wir jetzt nicht losgehen kommen wir zu spät.“ Er griff nach meiner Hand und wollte schon losgehen, als ich ihm die Hand wieder entriss. Er drehte sich seufzend zu mir um. „Bitte Amber, mach’s nicht kompliziert.“ Ich brauchte einen Moment um meine Gedanken zu ordnen. „Wie lange werden wir weg sein?“ „Das kann ich dir nicht genau sagen.“ „Dann schätz. Ich will’s wissen.“, sagte ich trotzig. Er seufzte wieder und schloss die Augen, als suchte er nach der Lösung für eine schwierige Matheaufgabe. „Vielleicht so…ein oder zwei Jahre.“ Meine Augen weiteten sich. Jahre?! Meine Mum soll nichts davon wissen, dass ich Jahrelang wegbleibe? Sie wird mich suchen lassen und irgendwann für tot erklären. „Wir können doch nicht einfach für Jahre verschwinden! Ich bleibe hier. Geh doch alleine.“ „Ohne dich brauch ich da gar nicht mehr zu erscheinen, dann bringen die mich gleich ins Grab.“ Ich sah zu ihm hoch. „Was?“ „Es war meine Aufgabe dich zu holen. Die Hohen Wächter nehmen so was sehr ernst.“, sagte er und hielt mir seine Hand hin. „Also, kommst du mit?“ Ich sah kurz auf seine Hand und ließ meinen Blick zu dem Foto auf meinem Schreibtisch wandern. Mum, Dad und ich. Dad würde es nicht auffallen, wenn ich mich so lange nicht melden würde, aber Mum sieht mich jeden Tag. Ich kann sie nicht einfach zurücklassen. „Ich würde ihr das Herz brechen.“, sagte ich leise. Adam zögerte kurz, ließ dann seine Hand sinken und drehte sich zur Tür. Gerade als er gehen wollte schnappte ich mir seine Hand. „Jemandem das Herz zu brechen ist grausam, aber jemanden in den Tod zu schicken ist unverzeihlich.“, sagte ich leise. „Ich bin vielleicht grausam, aber kein Mörder.“ Er drehte sich wieder zu mir um und sah in meine Augen. Das was ich sagte klang so richtig. Ich wusste, dass es das auch war - richtig. Ich hatte die Entscheidung getroffen, die in diesem Moment die richtige war. Er sah sich kurz im Raum um und gab mir meinen Rucksack. „Pack ein paar Sachen ein, aber nicht zu viel, unsere Reise ist etwas länger.“, sagte er mit der sanften Stimme, die mich so beruhigte. Ich nahm meinen Laptop, das Foto, ein Kissen, ein paar Anziehsachen, meinen Mp3-Player und das Buch von Adam und stopfte alles in den Rucksack. Ich zog ihn zu und schnallte ihn mir auf den Rücken. Adam hatte mich die ganze Zeit beobachtet. Ich weiß nicht ob er Angst hatte ich könnte abhauen, oder ob er dachte ich würde wieder umkippen. Auf meinen Knien lag jedenfalls ein so großer Druck, dass ich dachte sie würden mich nicht mehr lange tragen. Er musste das bemerkt haben. Er legte mir seinen Arm um die Hüften und ging mit mir nach unten. Wir hatten zwar noch nicht lange in diesem Haus gewohnt, aber ich hatte mich schon daran gewöhnt. An das große Fenster im Wohnzimmer und an das schöne Gelb der Küchenwände. Ich traute mich nicht mich noch weiter umzusehen. Ich senkte einfach den Blick und sah auf meine Füße, bis wir draußen ankamen. Adam half mir meine Jacke anzuziehen und nahm den Regenschirm von der Bank. Er nahm wieder meine Hand und ging mit mir den kleinen Weg durch den Garten. Als das Gartentor hinter mir ins Schloss viel konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie kullerten leise über meine Wangen.
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Thema: Re: Rising Fairytale - von Saani Do Jul 02, 2009 8:55 pm
Kapitel 3 - Die Reise
Ich spürte wie er einen Arm um meine Schultern legte und wir losgingen. Ich wusste nicht wohin, aber im Moment war mir das egal. Ich ließ mich einfach von Adam führen. Fast zwei Stunden hatte ich geweint. Zwei Stunden, die mir wie Tage vorkamen. Eigentlich wäre es mir peinlich gewesen vor Adam zu heulen, aber ich konnte die Tränen nicht aufhalten. Nach diesen zwei Stunden hatte ich mich so sehr beruhigt, dass ich mich wieder auf den Weg konzentrieren konnte, den wir gingen. Wir waren auf einer langen Straße die durch grüne Wiesen führte. Sonst war nichts zu sehen. Auch in weiter Ferne nicht. „Wohin gehen wir Adam?“, fragte ich und blieb stehen. „Wir hätten einfach den nächsten Bus nehmen können. Wir bräuchten nur ein paar Mal umsteigen und sind schnell in Dublin.“ Er kam ein paar Schritte vor mir schließlich auch zum stehen und drehte sich über seine Schulter zu mir. „Wir müssen dich erst noch vorbereiten.“ Ich hatte mich nicht getraut zu fragen. „Lass uns ne Pause machen, ich hab Hunger.“ Er nickte, drehte sich ganz zu mir um und kam die paar Schritte auf mich zu. „Ich hab nicht viel mitgenommen, nur ein paar Sandwichs von Sally und Wasser…“, sagte er entschuldigend und gab mir seine Umhängetasche. Die Tasche ließ ihn richtig modern aussehen. Sunnyboy mäßig. „Danke…“, sagte ich leise und kramte die Sandwichs aus der Tasche. Wir setzten uns an den Straßenrand und aßen. Der Boden war noch nass vom letzten Regen und mein Rock weichte durch. Ich hatte zu Hause ja gar keine Zeit mehr mich umzuziehen. Ich hoffte wir würden bald irgendwo ankommen, wo man sich umziehen konnte. Neben Sunnyboy Adam sah ich nämlich irgendwie bescheuert aus. Nachdem wir aufgegessen hatten trank ich noch einen Schluck Wasser. Wenn ich gesagt hätte ich wäre satt hätte ich gelogen. Ich hatte immer noch Hunger wie ein Bär, aber man soll sich ja nicht beschweren. „Ich liebe dich.“, sagte er plötzlich. Ich hätte mich fast an dem Wasser verschluckt. Ich musste kurz husten und schraubte die Flasche wieder zu. „Ich…ich liebe dich auch, Adam.“, hustete ich. Nicht nur es zu hören war ungewöhnlich, sondern auch es zu sagen kam mir immer noch komisch vor. Ich packte die Plastikflasche in seine Tasche und lächelte ihn an. „Welchen Trick hast du angewendet, damit ich dir vertraue?“, fragte ich. „Keinen, so was nennt man Sympathie.“, grinste er und musste leise lachen. Ich rollte mit den Augen und stand auf. „Lass uns weitergehen.“ Ich hielt ihm die Hand hin und half ihm beim aufstehen.
„Wie lange müssen wir noch gehen?“, fragte ich nach einer weiteren Stunde, in dem wir immer noch nichts anderes wie Wiesen zu sehen bekamen. Ab und zu standen mal ein paar Schafe oder Kühe drauf, aber das war alles. „So etwa drei Stunden.“, sagte er trocken. Das war zu lang. Ich hatte ja vorhin schon Hunger, aber wenn ich jetzt noch drei Stunden ohne einen einzigen Happen aushalten musste würde ich sicher zum Kannibalen werden und Adam verspeisen. „Das geht nicht, ich brauch was zu essen.“, sagte ich, blieb stehen und sah ihn flehend an. Er sah sich um. „Was soll ich denn machen? Entweder du musst warten, oder das Gras da essen.“, sagte er und zeigte auf eine der Wiesen. Ich ließ meinen Rucksack auf den Boden fallen und setzte mich auf die Straße. „Wo sind wir hier überhaupt? Und warum bauen die hier diese verdammte Straße hin, wenn hier eh nie jemand vorbeikommt?“, meckerte ich.
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Thema: Re: Rising Fairytale - von Saani Do Jul 02, 2009 10:13 pm
Plötzlich hörte man Geigenmusik. Ich sah mich irritiert um. Adam wirkte im ersten Moment auch etwas überrascht, aber dann fing er an zu lachen. „Hör auf damit Meggy.“ Die Musik stoppte und man hörte ein zweites, helleres lachen. Wie aus dem nichts baute sich ein Mädchen vor ihm auf. Sie hatte lange, blonde Locken und ein hübsches, schmales Gesicht. Sie trug eine Jeans, ein gelbes T-Shirt und eine braune Lederjacke. Sie würde eigentlich ganz normal aussehen, hätten sich in ihren Haaren keine Blätter verfangen. Sie drehte sich zu mir und ich konnte ihre schwarzen Augen sehen. „Hi, ich bin Meggy. Du bist also Adams kleiner Schützling.“, sagte sie lächelnd. Adam kam zu mir rüber. „Sie ist mehr als das.“ „Ohh…verstehe.“, grinste Meggy. Normalerweise wäre ich rot angelaufen, aber ich hatte zu viel Hunger. „Wohin wollt ihr überhaupt?“, fragte sie. „Ich bringe Amber nach Derrybeg.“ „Wow, ein weiter weg. Nehmt ihr die Abkürzung?“ „Ja…aber wir müssen erstmal in die nächste Stadt. Amby hat Hunger und wir müssen irgendwo übernachten.“ Meggy nickte nur. „Ich kann euch zu Kimberley bringen. Das sind nur 10 Minuten von hier. Ihr könnt sicher dort bleiben und was zu essen hat sie auch da.“ Adam nickte zufrieden und Meggy führte uns über eine der großen Wiesen. Lange sahen wir nichts, bis wir irgendwann in einen Wald kamen. Ich stolperte so ziemlich über jede Wurzel die der Wald hatte, bevor wir an einem kleinen Haus ankamen. Es war aus Holz und fast überall mit Efeu bewachsen. Meggy ging zur Tür, schob den Efeu an einer Stelle der Mauer weg und nahm einen großen, eisernen Schlüssel hervor. „Ich dachte hier wohnt diese Kimberley.“, flüsterte ich Adam zu. Er musste lachen. „Sie ist zu klein um die Tür zu öffnen.“ Ich sah ihn verwirrt an. „Kimberley ist ein Baby?“, fragte ich. Doch bevor ich eine Antwort bekam öffnete Meggy die Tür und irgendetwas kam auf mich zu. Erschrocken ging ich nach hinten und stolperte wieder über eine Wurzel, sodass ich mit dem Hintern im Gras landete. Meggy fing plötzlich an zu lachen und Adam hielt mir die Hand hin um mir aufzuhelfen. „Hab ich sie erschreckt?“, fragte eine piepsige Stimme. „Ja etwas.“, lachte Adam. Ich griff nach Adams Hand und stand auf. Als ich mich wieder konzentrieren konnte sah ich das kleine Wesen, was mich so erschreckt hatte. Es war ein Mädchen, etwa Handgroß, mit Flügeln. Entweder ich hatte Halluzinationen oder jetzt gab es wirklich Feen. „Ich bin Kimberley. Tut mir Leid, dass du gefallen bist, das wollte ich nicht.“, sagte sie. Jetzt wusste ich auch wem die piepsige Stimme gehörte. „Bist du… eine Fee?“, fragte ich leise. Alle lachten und ich fühlte mich irgendwie dumm. „Ich hab doch gesagt es gibt keine Feen.“, sagte Adam. „Kimberley ist eine Elfe.“
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Thema: Re: Rising Fairytale - von Saani Sa Jul 04, 2009 8:57 pm
Diese ganze Sache wurde immer verrückter. Langsam fing ich an zu glauben, dass dies alles ein Traum war. Ich wollte nicht aus diesem Traum aufwachen. Wenn ich es täte würde Adam verschwinden. Adam – das wundervollste Wesen überhaupt. Wesen traf es glaube ganz gut. Ich wusste nicht was alle hier waren, aber Menschen sicher nicht. Und ich gehörte zu ihnen. Ich war auch eines dieser Wesen. „Lass uns lieber reingehen, bevor es wieder anfängt zu regnen.“, sagte Meggy und wir alle folgten ihr ins Haus. Das Haus war zu meinem Erstaunen sehr modern eingerichtet. Auch wenn es außen wesentlich älter und rustikaler aussah als innen passte doch alles zusammen. „Ähm, Kimberley? Hast du was zu essen für uns, sonst kippt Amber gleich um. Sie ist schon ganz blass.“, sagte Adam und zog mir einen Stuhl hin. „Mir geht’s gut, ich bin immer so blass.“ „Ich weiß wie du sonst aussiehst…du bist blasser als sonst.“, sagte er und bestand darauf, dass ich mich hinsetzte. Ich ließ mich seufzend auf den Stuhl fallen und lehnte mich zurück. Jetzt wo ich saß war mir wirklich ein bisschen schwindelig. Meggy stellte mir einen großen Teller Reis vor die Nase und ich griff nach dem Löffel in ihrer Hand. Mir schmeckte Reis eigentlich nicht besonders, aber ich hatte so großen Hunger, dass es mir in diesem Moment völlig egal war. Eigentlich war mir in diesem Moment alles egal. Ich schaufelte einfach den Reis in mich hinein und beachtete die anderen gar nicht mehr. Als mein Hunger nachließ und ich mich wieder auf die anderen konzentrieren konnte sah ich die belustigten Gesichter. „Was ist?“, fragte ich verwundert. „Was ist so lustig?“ Adam lachte leise und wischte mir mit dem Daumen Soße aus dem Gesicht. „Du siehst…soßig aus.“, grinste er. Mir war das mehr als peinlich, als die anderen auch noch anfingen zu lachen. Adam reichte mir eine Serviette und ich wischte schnell alles aus meinem Gesicht. „Ich fand es niedlich.“, sagte er und gab mir einen Wangenkuss. Ich lächelte ihn an und er lächelte zurück. Er war einfach zu gut für mich. „Ihr seid bestimmt müde…Meggy komm und hilf mir.“, piepste Kimberley und flog aus dem Raum. Meggy stand auf und lief schnell hinterher. Ich sah den beiden noch ein paar Sekunden nach. „Wo ist Meggy’s Beiwächterin?“ „Sie hat keine mehr.“, sagte mir Adam und nahm meine Hand. „Dann müsste sie doch jetzt selbst eine Beiwächterin sein.“ Er holte tief Luft. „Du musst ja echt alles wissen.“, seufzte er. „Wenn man eine Elfe findet ist man verpflichtet ihr zu helfen und muss somit alle anderen Pflichten aufgeben.“ Ich nickte langsam. Meggy hatte also eine Elfe gefunden und ihr Beiwächter ist deswegen gegangen. Er ist gegangen. „Adam?“ Er sah mich fragend an. Ich zögerte noch einen Moment, bevor ich meine Frage stellte. „Wirst du mich auch irgendwann verlassen?“
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Thema: Re: Rising Fairytale - von Saani Di Jul 07, 2009 3:00 pm
Er sah zu mir hoch und drückte meine Hand etwas fester. „Nein…niemals.“, sagte er ziemlich sicher. Ich hätte mich eigentlich befreit fühlen sollen, aber irgendwie war da etwas in seinen Augen, was mich beunruhigte. Unsicherheit? Angst? Ich wusste es nicht. Plötzlich kam Kimberley in den Raum geflogen. „Euer Zimmer ist fertig. Kommt mit.“, sagte sie freundlich und zeigte uns den Weg. Das Zimmer war nicht groß, aber sehr schön. An der linken Wand stand ein großes Himmelbett, an der rechten eine kleine Kommode. Auf dem Parkettboden lag ein flauschiger Teppich und durch das große Fenster kam das orangefarbene Licht des Sonnenuntergangs. „Ich lass euch dann mal alleine…“, sagte Kimberley und flog wieder aus dem Raum. Adam schloss die Tür und ging zurück zu mir. Ich stand immer noch vor dem großen Fenster und sah hinaus ins Licht. Er stellte sich direkt neben mich und folgte meinem Blick. „Das ist schön, oder?“, fragte er leise. „Ja…es ist…romantisch…“, stammelte ich leise. Er legte langsam seine Arme um mich und gab mir einen Kuss. Es war wie in einem tollen Liebesfilm nur noch besser, weil es Wirklichkeit war. „Ich…bin wirklich müde, es war ein langer Tag.“, sagte ich und drehte mich zu dem großen Bett um. Gerade wollte ich noch schlafen gehen, aber jetzt wurde mir mulmig. Sollten wir etwa im selbem Bett schlafen? Adam bemerkte meinen Blick und fing leise an zu lachen. „Ich kann auch auf der Erde schlafen wenn du dich dann besser fühlst.“, grinste er. Als ich hörte wie er darüber lachte verschwand das mulmige Gefühl. „Nein, schon gut.“, sagte ich und lächelte ihn an.
Adam ging ins Bad um sich umzuziehen, also nutzte ich die Zeit in der er nicht da war und zog auch meinen Schlafanzug an. Als ich mich ins Bett legte zog ich die Decke bis an mein Kinn und kuschelte mich in das Kissen. Ich hörte nur wie sich leise die Tür öffnete und Adam zurückkam. Er legte sich neben mir ins Bett und starrte an die Decke. Er trug ein T-Shirt und Boxershorts. Unter dem Shirt konnte man seine Muskeln erkennen und das ließ ihn für mich noch dreimal besser aussehen.
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Thema: Re: Rising Fairytale - von Saani Do Jul 09, 2009 6:09 pm
Ich musste ihn wohl ziemlich angestarrt haben, denn er drehte seinen Kopf zu mir und sah mich belustigt an. Ich schaute schnell weg und drehte ihm den Rücken zu. „Soll ich doch auf der Erde schlafen?“, lachte er leise. Ich setzte mich schnell auf und schüttelte mit dem Kopf. „Nein!“ Das kam viel lauter raus, als es eigentlich sollte. Die Peinlichkeit nahm ja gar kein Ende mehr. Er musste jetzt lauter lachen. „Na schön, dann bleib ich halt liegen, aber mir ist ganz schön kalt.“, sagte er grinsend und deutete auf meine Decke. Erst jetzt bemerkte ich, dass wir nur eine Decke hatten. Eine Decke für uns zwei. Ich wickelte mich aus der Decke und schob ihm eine Ecke zu. Er rutschte lächelnd an mich und deckte sich zu. Ich konnte seine Wärme spüren, dass war irgendwie…eigenartig. Er drehte sich auf die Seite und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich liebe dich.“, flüsterte er und gab mir einen Kuss. Auf einmal fühlte sich nichts mehr eigenartig an, jetzt war alles richtig. Ich erwiderte seinen Kuss und legte meinen Kopf auf seine Brust. All die Unsicherheit war verschwunden und ich schlief ruhig in seinen Armen ein.
Als ich aufwachte hörte ich ein leises Pochen. Ich hob leicht meinen Kopf und das Pochen wurde sofort leiser. Als ich den Kopf wieder hinlegte wurde es wieder lauter. Irritiert öffnete ich die Augen. Ich lag immer noch auf Adams Brust und das Pochen, das ich hörte kam von seinem Herzen. „Guten Morgen.“, sagte er grinsend. „Hast du gut geschlafen?“ Unwahrscheinlich gut sogar. „Ja, es ging.“, murmelte ich und setzte mich aufrecht hin. Plötzlich klopfte es an der Tür. „Komm rein Meggy.“, sagte Adam lächelnd. Woher wusste er denn bitte, dass es Meggy war? Meggy steckte ihren Kopf durch den Türspalt. „Ihr könnt runterkommen, wir haben euch Frühstück gemacht.“ Sie lächelte uns noch mal zu und ging wieder. „Also, gehen wir?“, fragte ich und stand auf. „Vielleicht sollten wir uns erst umziehen. Wir müssen nach dem Frühstück sofort weitergehen.“ Ich nahm meinen Rucksack und kramte meine Sachen raus. Diesmal zog ich mir einfach eine Jeans an und meinen schwarzen Pullover mit der großen gelben 12 drauf. Meine Mum hatte mir den Pullover einmal gekauft. Wieso sie den 12-er Pulli genommen hatte war mir heute noch nicht klar. Auch Adam zog sich an und wir gingen zu Kimberley und Meggy in die Küche. Sie hatten den Tisch gedeckt. Er war randvoll mit Essen. „Kommt, setzt euch.“, piepste Kimberley fröhlich. Wir aßen alle zusammen. Das war das erste Mal, dass ich Adam essen sah. Er sah ziemlich vornehm aus – gut erzogen. Jetzt kam mir mein Reisgeschlabber von gestern noch peinlicher vor.
Saani ~Grafiker~
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Nachdem wir gegessen hatten nahmen wir unsere Taschen und gingen zur Tür. „Hier ist noch was zu essen für euch… für den Weg.“, sagte Meggy und gab uns eine große Dose, die Adam in seine Umhängetasche stopfte. „Danke Meggy, das ist wirklich lieb von dir.“, sagte ich lächelnd und umarmte sie zum Abschied. Ich und Adam gingen los und bahnten uns den Weg durch die Wiese wieder zurück auf die Straße. „Wie lange müssen wir jetzt gehen?“ „Wir sind doch grad erst losgegangen.“, lachte Adam. „Ich wollt es ja nur wissen.“ „2 Stunden bis wir in die nächste Stadt kommen, da machen wir eine Pause und dann noch mal 5 Stunden bis zum Zeitwechsel.“ „Zeitwechsel?“, fragte ich und blieb stehen. Er seufzte. „Das wirst du nachher schon verstehen.“ Ich hasste diese Geheimnistuerei, aber ich beließ es erstmal dabei und nahm seine Hand. Wir gingen weiter und weiter und man sah wieder nichts außer Wiesen, Kühen und Schafen. Die Zwei Stunden gingen genauso langsam rum wie beim letzten Mal. Aber dann sahen wir die ersten Häuser. Es war eine ganz normale Stadt, sogar etwas größer als Castlebar. Wir liefen durch die Straßen bis wir an einem Café hielten. Wir aßen und tranken dort etwas und gingen auch schon weiter. Adam wollte unbedingt vor Sonnenuntergang dort angekommen sein, an dem Ort den er nur ‚Zeitwechsel’ nannte. Wohin es genau ging wusste ich immer noch nicht. Die nächsten Stunden die wir liefen waren etwas interessanter. Es ging zwar immer noch durch viele Wiesen, aber hin und wieder kamen wir durch ein paar kleine Örtchen. Nach 3 Stunden machten wir eine kleine Pause, setzten uns an den Straßenrand und aßen das Essen, das uns Meggy mitgegeben hatte. „Du sprichst so wenig, was ist los?“, fragte Adam. Jetzt wo er es sagte viel mir auf, dass wir den ganzen Weg kaum ein Wort miteinander gesprochen hatten. „Nichts, ich bin nur nervös. Ich weiß nicht was auf mich zukommt.“, sagte ich und sah auf meine Hände. „Es wird nichts Schlimmes passieren.“, sagte er und legte mir seine Hand auf die Schulter. „Wir wollen dir nur helfen.“ „Helfen?“, schnaubte ich. „Wobei denn bitte? Mir ging es großartig bevor ich von all dem wusste.“ „Oh entschuldige, dass ich deine Stimmung in den Keller bringe, ich kann auch wieder gehen…“, maulte er. Ich griff schnell nach seiner Hand. „So war das nicht gemeint, ich liebe dich.“ „Ich liebe dich auch Amby.“, sagte er wieder mit seiner ruhigen Stimme, die ich so liebte. „Wir wollen dir helfen herauszufinden wer du wirklich bist. Wir wollen dir zeigen, wofür du bestimmt bist.“ „Wofür bin ich denn bestimmt?“ „Ich hab dir doch gesagt, dass dein Element Luft ist!“ Er klang so bestimmt, als wüsste ich genau wovon er sprach. „Ja, hast du… und?“ „Luft ist das einzige Element, das friedlich neben allen anderen existieren kann. Neben Wasser, neben Erde und neben Feuer. Ohne Luft könnte das Feuer nicht mal existieren.“ „Das stimmt, aber es gibt doch noch andere Luftgeister. Das hast du gesagt!“ Er holte tief Luft. „Ja…es gab. Luftgeister sind selten Amby. In der gesamten Geschichte der Elementargeister gab es nur insgesamt 5 Luftgeister. Jedes mal wenn ein Luftgeist stirbt wird uns ein Hinweis gegeben wann der nächste Luftgeist gefunden wird, und wo.“ Jetzt wurde mir so einiges klar. „Deshalb hast du in Castlebar auf mich gewartet!“ „Nicht nur ich Amber. Alle warten auf dich. Unter den Geistern herrscht Krieg, du bist die einzige die den Frieden wieder herstellen kann.“
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Thema: Re: Rising Fairytale - von Saani Mi Jul 15, 2009 5:36 pm
„Ich bin ein Mädchen Adam und nicht Superman!“ Wie sollte ich schon etwas beschützen von dem ich nichts wusste. „Das erwartet auch niemand, dass du den Superhelden spielst Amber.“ Ich hatte wirklich keine Lust mit ihm zu diskutieren, er würde mich sowieso dorthin schleppen, es hatte also eh keinen Sinn. Ich stand auf und seufzte. „Komm wir gehen weiter.“ Er ging zu mir und gerade als ich weitergehen wollte hielt er mir seinen Arm in den Weg. „Und was soll das jetzt wieder?“, fragte ich genervt. Er stellte sich vor mich und gab mir einen flüchtigen Kuss. „Sei nicht böse und nimm meine Hand.“ Seine sanfte Stimme erzeugte bei mir immer eine Gänsehaut. Die Gefühle überwältigten mich und ich musste ihn einfach anlächeln. Ich griff nach seiner Hand und lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter während wir weiterliefen. Er musste der jenige mit Superkräften sein und nicht ich. Er brauchte nur mit mir zu reden und schon zog er mich ohne großen Aufwand in seinen Bann. Wir mussten nur noch 2 Stunden gehen und die vergingen diesmal schneller als ich dachte. „Gleich sind wir da.“, sagte er lächelnd als wir in das nächste kleine Dorf kamen. Ich sah mich um. Es sah altmodisch aus und ziemlich romantisch. Wie im Mittelalter. Viele Fachwerkhäuser an denen Efeu hoch wuchs ein großer Platz mit holprigem Kopfsteinpflaster und ein Brunnen in der Mitte des Platzes. Man fühlte sich gleich wie in der Zeit zurück versetzt. „Alles okay?“ Adam war mir schon einige Schritte voraus und ich stand immer noch da und staunte über die Atmosphäre. Es war mittlerweile schon ziemlich dunkel geworden und in den kleinen Läden brannte Licht. Ich lief zu ihm rüber und nahm wieder seine Hand. „Okay…ähm…wir werden gleich die Zeit wechseln und dafür brauchen wir andere Kleidung.“, sagte er erklärend und ging mit mir in ein kleines Haus. Über der Eingangstür hing eine große Schere. Ein Schneider. „Adam! Das ich dich noch mal treffe und…ist das Mrs Bellingham?“, fragte die kleine schwarzhaarige Frau die auf uns zugelaufen kam. Adam lächelte mich kurz an. „Ja, das ist Amber.“ Er ließ meine Hand los und schob mich leicht zu der Frau hin. „Ich bin Eabha.“, sagte sie lächelnd und schüttelte meine Hand. „Dann kommt mal mit.“ Sie führte uns eine Treppe hoch in einen kleinen Raum. Es sah aus wie in einem ganz normalen Nähzimmer. Überall lagen Stoffe es gab mehrere Nähmaschinen und an mehreren Schaufensterpuppen hingen halbfertige Kleider. „Ein Kleid für die Dame und einen Anzug für den Herrn?“, kicherte Eabha und machte einen Schrank auf in dem mehrere alte Kleider hingen. „Wieso müssen wir uns überhaupt umziehen?“, fragte ich schließlich. „Weil nur unsere Körper in der Zeit springen können, wenn deine Sachen also nicht 300 Jahre alt sind, sind sie dann weg und ich glaube nicht, dass du dann nackt da stehen möchtest.“, lachte Adam. Ich wurde leicht rot im Gesicht. Das lag wahrscheinlich daran, dass Adam das gesagt hatte. „Heißt das wir ziehen alte muffige Kleider an?“ „300 Jahre…“, grinste er. „Und die sind noch nicht zerfallen?!“ „Wenn man sie richtig aufbewahrt nicht.“, sagte Eabha und gab mir ein Kleid. Das sah schon unbequem aus wenn man es nur ansah. "Da vorne kannst du dich umziehen und vergiss nicht, alles was du an behältst verschwindet, du bekommst es dann nicht mehr zurück, also lass alles hier was dir wichtig ist.“
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Ich nahm meine Armbanduhr ab und legte sie in eine Schale, die dort herumstand, dann ging ich dorthin wo ich mich umziehen konnte. Ich zog den Vorhang so dicht zu wie möglich und zwängte mich in das Kleid. Es war unten sehr weit und oben wurde es zugeschnürt. Ich hatte keinen Spiegel, aber ich wusste ich musste einfach schrecklich aussehen. Das Kleid sah jedenfalls aus wie von einem Burgfräulein. Vergeblich versuchte mein Kleid zuzumachen, aber meine Arme waren einfach zu kurz. „Ähm, Miss…“ Na toll wie hieß sie noch gleich. Eabha. „Miss…Miss Eabha?“, stotterte ich und wartete ungeduldig auf eine Antwort. Plötzlich öffnete sich der Vorhang und Eabha griff nach den Bändern. „Tut mir Leid Kleines, aber ich habe Adam seinen Anzug rausgesucht, er soll ja auch farblich zu dir passen.“, sagte sie freundlich, während sie kräftig an den Bändern zog, so dass ich kaum noch Luft bekam. Er sollte also farblich zu mir passen. Mein Kleid war dunkelrot. Ich überlegte mir wie Adam wohl in dunkelrot aussehen würde und musste grinsen. „Soo, fertig.“, sagte Eabha lächelnd und knotete die Bänder zusammen. „Wow, ganz schön fest.“, sagte ich leise. „Du wirst dich daran gewöhnen.“ Sie schob den Vorhang wieder auf und ich tapste raus zu Adam. Sofort als ich ihn sah musste ich anfangen zu lachen. Er trug etwas dunkelblaues was mich ziemlich an Robin Hood erinnerte. „Lach nicht. Du siehst übrigens sehr schön aus.“, sagte er eingeschnappt und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich beruhigte mich wieder, hörte auf zu lachen und ging zu ihm. „Hey, tut mir Leid.“, sagte ich lächelnd. „Du siehst auch toll aus. Dir steht… ähm… dunkelblau.“ Ich musste mich richtig zusammenreißen um nicht noch mal loszulachen. Bevor wir noch etwas sagen konnten mischte sich Eabha ins Gespräch. „Okay, ihr hattet Gepäck dabei. Ich behalte die Sachen hier, ihr könnt sie dort nicht gebrauchen.“ „Warte! Das Buch!“, sagte ich und nahm es schnell aus meinem Rucksack. Eabha lachte nur und packte die restlichen Sachen in einen Wandschrank. „Was ist mit deiner Kette?“, fragte Adam und deutete auf den kleinen goldenen Schlüssel den ich um meinen Hals trug. „Das ist ein Familienerbstück es ist sehr alt. Ich kann es mitnehmen.“, sagte ich lächelnd. „Hier ist euer Geld.“, sagte Eabha und gab Adam ein kleines Säckchen. „Damit würdet ihr 3 Jahre lang auskommen.“ Adam nickte nur und verstaute es in seinem Oberteil. „Gut.“, sagte er. „Dann können wir gehen.“ Eabha ging zu einer kleinen Tür und öffnete sie. Was dahinter war konnte ich nicht erkennen, es war zu dunkel. „Auf dem Tisch steht eine Kerze daneben liegt ein Zündholz.“, sagte sie zu Adam. Er nickte nur wieder und nahm meine Hand. „Amby, wenn wir durch diese Tür gehen musst du die Luft anhalten, okay? Halte sie so lange an bis ich dir sage, dass du wieder atmen darfst.“ Er schien nervös, was mich nicht wirklich beruhigte. Bevor ich auch nur etwas sagen konnte ging er los. Kurz bevor wir die Tür erreichten holte ich tief Luft und stellte das atmen ein.
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Thema: Re: Rising Fairytale - von Saani Sa Jul 18, 2009 6:25 pm
Kapitel 4 - Vergangene Zeiten
Die Tür schloss sich hinter uns und alles wurde schwarz. Ich konnte Adam nicht sehen, aber er hielt immer noch meine Hand. Es fiel mir schwer nicht zu atmen. Meine Luft wurde immer knapper und knapper. Für einen kurzen Moment spürte ich den Boden unter meinen Füßen nicht mehr und ich hätte fast nach Luft geschnappt. Da war er wieder – der Boden. Adam ließ meine Hand los und ich sah etwas aufglühen. Jetzt konnte ich auch Adams Gesicht wieder erkennen. „Du kannst wieder atmen.“, sagte er und stellte die Kerze auf den Tisch, die er angezündet hatte. Endlich konnte ich wieder Luft holen und brauchte einen kleinen Moment, bis ich wieder regelmäßig atmen konnte. „Wieso durfte ich nicht…“ „Atmen?“, beendete er meinen Satz. „Zeitportale sind Luftlöcher. Sie enthalten keinen Sauerstoff.“ Ich nickte nur und sah mich in dem Raum um. Es war immer noch sehr dunkel, aber durch die Kerze konnte man ein bisschen was erkennen. Es war das Nähzimmer in dem wir eben waren. Allerdings gab es keine Nähmaschinen und keine Kleiderständer. Der Raum war so gut wie leer, bis auf den Tisch auf dem die Kerze stand, einer großen Truhe und einem Spiegel. Ich ging näher auf den Spiegel zu und sah, dass mein Kleid wirklich wie neu aussah. Ich nahm mir mein Buch, welches ich mir in mein Kleid gesteckt hatte und ging damit zu Adam. Im Licht der Kerze konnte man es erkennen – die Seiten waren nicht mehr vergilbt. Es sah noch recht neu aus. „Aufregend, hm?“, fragte Adam grinsend. „Und wie…“, sagte ich leise. Er sah sich kurz um und lächelte mich wieder an. „Noch sind wir allein, darf ich dich küssen?“ Ich rollte mit den Augen und gab ihm einen Kuss. „Danke Liebling.“ Meine Knie wurden weich, noch nie hatte er mich Liebling genannt. Es gefiel mir. Es gefiel mir sogar sehr. „Wir werden jetzt raus gehen und etwas essen, dann mieten wir uns eine Kutsche und lassen uns ein Stück fahren.“ Ich nickte nur und nahm seine Hand fest in meine. Er griff mit der anderen Hand nach der Kerze und leuchtete uns den Weg, sodass wir sicher die Treppe heruntergehen konnten. Unten angekommen fiel ein bisschen Licht in den Raum. Erst jetzt fiel mir auf, dass oben im Nähzimmer nicht ein einziges Fenster gewesen war. Adam achtete gar nicht darauf und ging mit mir raus auf die Straße. Viel verändert hatte sich nicht. Der Brunnen stand in der Mitte des Platzes, das Kopfsteinpflaster war dasselbe und die Häuser waren immer noch die gleichen. Der einzige Unterschied war, dass der Efeu an den Hauswänden fehlte. Adam blies die Kerze aus und stellte sie an die Hauswand. Der Mond leuchtete hell und aus dem Café, dass jetzt wahrscheinlich noch keins war, schien orangefarbenes Kerzenlicht. „Und… ähm… wo kriegen wir etwas zu essen her?“, fragte ich leise und sah mich staunend um. „Da vorn.“, sagte Adam lächelnd und ging mit mir ein Stück die Straße runter. Je näher wir an das Gasthaus kamen, desto lauter wurde es. Man hörte Stimmen, die wild durcheinander redeten und lachten. Ich schmiegte mich an Adams arm. Ich war in diesem Zeitalter noch keinem Menschen begegnet. Was wäre wenn ich mich falsch benehme oder etwas falsches sage?